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Thema: öhrisch, häärisch, näsisch und Co.

  1. #1
    Erfahrener Benutzer Robotik Einstein
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    öhrisch, häärisch, näsisch und Co.

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    Guten Morgen!


    Mich interessieren mal Meinungen, wie Ihr zu der deutschen Sprache steht.

    In der Schule haben wir mal ordentlich lesen, schreiben und sprechen gelernt. Nach ca. 40 Jahren begegnet mir dann im Raum Dortmund zum ersten Mal das Wort "händisch". Erstaunlicher Weise auch öfter dann von Jüngeren. Ich erinnere mich, dass es, zu Zeiten meiner Kindheit, auch sprachliche Modeerscheinungen gab. Man hörte das von irgendwoher aus dem Ausland und manche Kinder fanden das so interessant, dass sie ab sofort auch dieses übernommen haben. Ich schmücke mich in meiner Aussprache mit etwas Interessantem, um selbst interessant (und schlau) zu wirken. Das war damals (Anfang 80ger Jahre)) mit dem "halt" so. Beispiel: "Das kann ich Dir nicht sagen, das ist halt so." Eine grausame Angewohnheit, aber meine Cousine hat das richtig zelebriert und ich war dann froh, wenn wir wieder nachhause fuhren. Heute redet sie zum Glück nicht mehr so, jedenfalls ist es mir nicht mehr aufgefallen. Als ich dann später das Wort "händisch" hörte, kräuselten sich bei mir sofort sämtliche Nägel und Haare. Der Duden erklärt das Wort "händisch" mit: etwas manuell erledigen - mit der Hand. Nun komme ich zum Thema und werfe mal die anderen Worte in den Raum, die mir dazu einfallen und die man dann ja auch so verwenden könnte:

    - öhrisch (geläufiger: hören, etwas mit den Ohren wahrnehmen)
    - häärisch (etwas mit den Haaren tun. Beispiel eines Frisörs: "Häärisch können wir das schwarz gestalten."
    - näsisch (geläufiger: riechen, etwas mit der Nase wahrnehmen)
    - äugisch (von: beäugen, etwas mit den Augen wahrnehmen, anschauen)

    Wo ich allerdings die meisten Zahnschmerzen bekomme, ist bei "händisch", im Sinn von: etwas manuell tun / mit der Hand erledigen. Denn dazu fällt mir unmittelbar ein anderes Wort ein: "füßisch". Etwas zu Fuß erledigen / per pedes. Aber jeder hört sofort die Zweideutigkeit zu "physisch". Somit vervollständige ich mal diese Liste:

    - händisch (etwas manuell tun / mit der Hand erledigen)
    - füßisch (Etwas zu Fuß erledigen / per pedes)

    Es gibt Zweideutigkeiten in der deutschen Sprache, das lernt man auch in der Schule. Aber was haltet Ihr von der aufgestellten Liste zu unserer Sprache?



    Freundliche Grüße
    Moppi

  2. #2
    Erfahrener Benutzer Fleißiges Mitglied
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    Du hast rumguckerisch vergessen

  3. #3
    Erfahrener Benutzer Roboter Genie
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    Man kann Schrauben mit dem Akkuschrauber oder händisch schrauben. Oder den Teig mit der Küchenmaschine oder eben händisch kneten. Oder nen Brief händisch schreiben.

    Das "händisch" zeigt die Abweichung von der Norm.

    Nur war die Norm vor 40 Jahren anders.

  4. #4
    Erfahrener Benutzer Robotik Einstein Avatar von inka
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    ich hab vor 50 jahren als 22-jähriger die deutsche sprache von grund auf als fremdsprache neu gelernt. Gerne gelerrnt, muss ich sagen...

    Mit dialekten habe ich bis heute so meine schwierigkeiten, mit veränderung der sprache weniger. Die vielen anglizismen stören mich ein bischen, aber das ist "halt" so und nicht zu ändern, in manchen fällen sogar zwingend, weil die deutsche übersetzung nur blöd klingt...

    Mit meiner frau liege oft im clinch (auch ein anglizismus, der mich aber nicht stört), sie nimmt es mit der genauigkeit der begriffe und synonyme nicht so ganz genau, ich dagegen habe "halt" gelernt, dass ein wort nur eine bedeutung hat. Meistens zumindest, ausnahmen gibts ja immer... Im zusammenhang verändert sich die bedeutung manchmal, allerdings auch nach regeln...
    Was ich hasse, ist gramatik und die art, wie man in der schule den kindern fremdsprachen beibringt. Ich hab damals ganze sätze auswendig gelernt (tschechisch / deutsch) aus einem konversationstaschenbuch. Nach 5 monaten und 500 sätzen konnte ich mich fliessend unterhalten und problemlos als technischer zeicher (weiss noch jemand was das ist?) anfangen...

    btw: "händisch" klingt für mich gut
    Geändert von inka (13.11.2019 um 11:51 Uhr)
    gruß inka

  5. #5
    Erfahrener Benutzer Robotik Visionär Avatar von oberallgeier
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    Es gibt ja zahllose Wortschätze - sprich: Ansammlungen von Wörtern einer Sprache.

    Da hätten wir mal den sehr individuellen aktiven Wortschatz eines Menschen.
    Die Jugendsprache.
    Wortschatz der deutschen Gegenwartssprache (um 400 000 Wörter)
    Der Duden
    (M)Ein Brockhaus-Wahrig Deutsches Wörterbuch, 6 Bände
    Das Deutsche Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm, 1852–1971
    Verschiedene Enzyklopädien und Lexika
    Wortschatz der Bildzeitung
    Wortschatz der "Nachrichten in einfacher Sprache" im ARD
    usw usf

    Sicher (hoffentlich) bin ich einer der Durchschnitts-Menschen mit einem Wortschatz von um die 15000 Wörtern - und dazu ein paar zusätzliche Wörter aus Naturwissenschaft, Kultur und dem sonstigen Leben. Der Journaille spricht man einen eher geringen Wortschatz zu (Ob die Bildzeitung mit weniger als 2000 Wörtern auskommt weiß ich nicht). Aber sie, die Journaille, ist natürlich auch an manchen Wortschöpfungen schuld die teilweise schnell in die Umgangssprache Eingang finden. Auch die Jugendsprache hat schnellen Einfluss auf die übliche Umgangssprache, vermute ich.

    Und warum soll man sich nicht die Sprache für eigene Schöpfungen zurechtbiegen? Ob Karl Krauss von "Pressmaffia" schreibt, oder Konrad Lorenz von der "Verhausschweinung" des Menschen. Meist weiß man dabei was gemeint ist - und oft spart einen so ein Kunstwort einen umfangreich(er)en Satz.

    Natürlich muss man auch in der Lage sein zu übersetzen. Gut, cool, bombig, bärig, klasse, einsame Spitze, usw usf - mehr oder weniger Synonyme die man ja mitunter selbst erweitert ohne Segen der Dudenredaktion. Ich meine, dass so manche Neologismen die Sprache zeitgemäß machen (?Blitzeis?), auffrischen, ergänzen und erweitern, nicht nur verändern. Ich stell mir mal vor, wie ich recht unverständlich reagiert hätte, wenn ich in Hohenems die Handschrift(en) des Nibelungenliedes gefunden und "angelesen" hätte.

    Natürlich gibts auch Probleme. In einem Fachzirkel hier in DE hatten wir/die Teilnehmer, mal über mehrere Treffen Probleme gehabt, den englischen Fachkollegen zu vestehen. Aber unser Schulenglisch ist eben bei weitem nicht deckungsgleich mit dem upper class Wortschatz des Kollegen . . . der uns nach einiger Zeit mit dem - für uns - üblichen Sprachgebrauch erfreute.

    Fazit/meine Meinung (als Nicht-Deutscher): solange es verständlich ist kann man so sprechen wie es das eigene Sprachvermögen erlaubt. Abwandlungen können nützlich, störend oder personentypisch sein.
    Ciao sagt der JoeamBerg

  6. #6
    Super-Moderator Lebende Robotik Legende Avatar von Manf
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    Münzeinwurf als Vorrichtung und zugleich als Vorgang im selben Satz verwendet, findet sich bei Loriot: Politesse, Evelyn Hamann
    https://www.youtube.com/watch?v=QcPWzllw6lU

    Manchmal reizt es einen ja, so einen Unsinn in die Formulierungen einzubauen, um zu sehen, ob jemand darauf reagiert, meistens wird es aber wohl übergangen.

    Großartig finde ich auch
    6:21 I don't want to be unhelpful
    https://www.youtube.com/watch?v=t0jgZKV4N_A

  7. #7
    Erfahrener Benutzer Roboter Genie Avatar von White_Fox
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    Mir gehen Anglizismen fürchterlich auf die Nerven...und politisch korrekte Schreibweisen, vor allem wenn sie Zeichen enthalten die man nichtmal aussprechen kann. Auch das Gossendeutsch, daß einem in den Öffis immer öfter ins Ohr gedrängt wird. Vor allem von großteils ausländisch sozialisierten deutschstämmigen jüngeren Leuten.
    Auf die Rechtschreibreform hätte man besser auch verzichtet.

    Aber: Das Deutsch in den Sherlock-Holmes-Übersetzungen finde ich wunderbar, das macht einfach Freude beim lesen/hören.
    https://www.youtube.com/watch?v=f0_a5BjbZog

    Auch ganz nett finde ich Wortschöpfungen wie den "Zerknalltreibling".

  8. #8
    Erfahrener Benutzer Robotik Einstein
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    Loriot müsste noch mal wiederkommen, im Alter von 38 Jahren, dass wir noch eine Weile was von ihm haben! "Zerknalltreibling" war doch Heinz Erhardt, nicht? Zu seiner Zeit auch sehr wohltuend!
    Und die Rechtschreibreform ... wo kommt jetzt wieder das "sss" her? Das gab es früher mal, 30ger Jahre oder so? Das wurde später abgeschafft und es wurde ein "ß" eingeführt... ? Na ja, irgendwie so wars, habe das in den 70gern in der Schule gelernt, weiß das daher nicht mehr so genau. Das ist nicht gut, dauernd was zu ändern, keiner weiß mehr, wie was richtig geschrieben wird, bzw. grammatisch richtig ist. Schaust Du ins Internet: jeder schreibt, wie er lustig ist; groß und klein durcheinander - egal, Kommata - kennen wir nicht und wenn, dann nur wenige (ist mittlerweile auch erlaubt Kommas wegzulassen, wo früher welche gesetzt werden mussten). Ohje, ohje, ohje. Sinn der Reform war doch mal, dass die Schüler besser abschneiden sollten. Ist das überhaupt erreicht worden?



    MfG

  9. #9
    Erfahrener Benutzer Roboter Genie Avatar von White_Fox
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    Die Junge Freiheit hat mal einen sehr interessanten Artikel über die Rechtschreibreform gebracht. Sinngemäßes Fazit: "Wer richtig Schreiben gelernt hat, hat es trotz der Rechtschreibreform gelernt." Insgesamt haben die Schüler seit der RR schlechter geschrieben.
    Ob sie damit trotzdem besser abschneiden, d.h. bessere Noten bekommen, vermag ich nicht zu beurteilen. Ich halte es aber für möglich.

    Zum ß: Wenn ich mich recht erinnere, gab es im Deutschen mal zwei 's', wobei beide eine leicht unterschiedliche Aussprache anzeigten. Naja...ich habe zwar so nie Schreiben gelernt, aber die Schreibweise "Thür" kommt meines Erachtens der Aussprache auch heute noch am nächsten.

  10. #10
    Erfahrener Benutzer Fleißiges Mitglied
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    Hallo,

    "ß" und "ss" finde ich nun völlig klar. Immer, wenn der Vokal vor dem "ss" kurz ausgesprochen wird, schreibt man "ss". Und sonst "ß".

    Kuss, dass, Fass, lass es, Fresse, nass, krass, Hass, blass, Biss, Schloss.

    Aber

    Fraß, Spaß, Maß, Buße, beißen, reißen, Ruß, schließen.

    Das war früher viel schwerer. Nun gibts die einfache Regel und die funktioniert sogar.

    Und weil die Regel so regelmäßig ist, gibts halt auch "sss". Das "ss" kommt von einem kurzen Vokal und danach beginnt ein Teilwort mit "s" am Anfang.

    Theoretisch müsste es auch "ßs" geben. Das "ß" von einem langen Vokal und das "s" gehört schon zum Anhängsel.

    Gerade uns Techniker sollte diese klare Sprachregel bestens ansprechen. Wir sind doch Fans von klaren Regeln.

    Viele Grüße

    Wolfgang

    ------------

    /EDIT:

    Fressschale aber Fraßschale

    wenn man es richtig sprechen kann, kann man es auch richtig schreiben
    Geändert von Rumgucker (15.11.2019 um 04:28 Uhr)

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