ich bin nicht aus dieser Branche, aber andersherum lautet die Frage doch: wozu Ingenieure einstellen, wenn man sowieso auch mit Facharbeitern und Meistern auskommt? Was erwartet man in der Firma von Angestellten mit Hochschulabschluss und warum?
Trotzdem scheint mir deine Frage ein bisschen wie der Streit um des Kaisers Bart.
Dass in Industrie, Wirtschaft und Verwaltung grundsätzlich ein Hochschulabschluss zu einer höheren Position und einer höheren Besoldungsgruppe schon bei Einstellung führt, ist schließlich doch gang und gäbe:
Ein "studierter Polizist" fängt sofort als Kommissar an und ist damit höher gestellt als langjährige Polizeimeister,
ein studierter Chemiker oder Pharmazeut beginnt in der Industrie bereits z.B. als Gruppenleiter in der 1. außertariflichen Besoldungsgruppe,
ein studierter Pharmazeut oder Mediziner, der nach Approbation zur Bundeswehr geht, wird sofort Offizier (Stabsapotheker oder Stabsarzt == Hauptmann), ohne vorher gedient zu haben, und steht damit trotzdem höher als alle langjährigen Mannschaftsdienstgrade,
auch Richter wird man nur mit abgeschlossenem Jurastudium,
und Arzt im Krankenhaus nur mit abgeschlossenem Medizinstudium und Approbation,
und dies sofort, ohne auch nur vorübergehend langjährigen Justizangestellten oder Pflegern oder Sanitätern gleichgestellt zu sein - trotzdem arbeitet man miteinander.
Dennoch macht man ja auch im oder unmittelbar nach dem Studium Betriebspraktika, Famulaturen, ein Praktisches Jahr, oder ein Referendariat, und so ist ein Akademiker nicht unbedingt völlig praxisfremd.
Wie dann die verschiedenen Berufsgruppen miteinander arbeiten, entscheidet letztlich der Arbeitgeber, ob kleine Arbeitsgruppen oder hierarchische Gruppen, Abteilungen und Sparten.
Inner- und außerbetriebliche Fort- und Weiterbildung kann und soll die betriebliche Stellung natürlich für die weitere Karriere durchaus nivellieren können:
Auch Norbert Blüm war zunächst Kfz-Lehrling bei Opel, dann dort Betriebsratsvorsitzender, und dann später letztendlich Bundesarbeitsminister.
Auch Edzard Reuter hat m.W. als Kfz-Lehrling angefangen, bei Mercedes Benz, erst danach hat er dann zusätzlich studiert und wurde dann dort Vorstandsvorsitzender (!!): Höher geht nimmer.
(Eine ähnliche Karriere hat, wenn ich mich recht erinnere, auch ein ehemaliger Banklehrling gemacht, der dann Vorstandsvorsitzender bei der Deutschen Bank wurde, erinnere mich aber nicht mehr genau...)
Und ich erinnere mich, dass auch mein Vater, als er nach dem Chemiestudium in der Industrie als Gruppenleiter angefangen hat, dort teilw. Vorgesetzte hatte, die bereits dort langjährig beschäftigt waren und NICHT studiert hatten, und selbstverständlich haben alle in seiner Abteilung einander zugearbeitet.
Grundsätzlich lässt sich deine TOP Frage natürlich nicht für alle Betriebe und alle Positionen allgemeingültig beantworten: die Betriebsleitung und der Betriebsrat werden dazu sicher Positionsbeschreibungen haben und Auskünfte erteilen.
Immerhin wird es aber schon innerbetriebliche Stellenbeschreibungen mit Anforderungsprofilen auch schon für Stellenausschreibungen geben, und viele Firmen verlangen ja auch sowieso gewisse praktische Tätigkeitsnachweise als Einstellungsvorraussetzungen für bestimmte Positionen.
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