Hallo,

Ein Problem bei der Geschichte ist, dass in den letzten 20 Jahren viel in der Branche umgestellt wurde.
Da haben die Manager viel Mist gebaut!

Motorola hat in den 30er Jahren mal mit Autoradios angefangen. Dann haben sie später angefangen Halbleiter zu Bauen und wurden dann einer der grossen Hersteller. Dann haben sie auch noch Handys gebaut. Irgend so ein blöder Typ fand dann, dass die Zukunft in den Handys liegt und es wurde der ganze Rest verkauft. Motorola Halbleiter wurden zu ON Semiconductor.

Fairchild Semiconductor war der Erfinder des ICs. National Semiconductor wurde etwas später gegründet. Beide stellten dann von Dioden bis zu Mikroprozessoren alles her. 1987 wurden dann Fairchild von N.S. gekauft. Irgendwer bei N.S. war der Meinung, dass mit Dioden, Transistoren und Logik-ICs kein Geld zu machen sei und man nur noch an komplexen ICs etwas verdienen kann. Also wurden alle einfacheren Halbleiter zu Fairchild ausgelagert. Seit 1997 ist Fairchild wieder ein eigenständiges Unternehmen und macht mit dem Kleinkram enormen Profit

Die Siemens Halbleiter wurden in Infineon ausgelagert.

Der ganze Bauteil-Bereich von Philips wurde in NPX ausgelagert und weitere Teile an Vishay verkauft.

Die Liste ist noch lang!

Bei jedem Verkauf wurden Produkte gestrichen.

Eine andere Geschichte ist noch, dass jeder Hersteller eigene Prozesse hat um seine Halbleiter herzustellen.
Das führte z.B. zum Streit zwischen Intel und AMD. AMD hatte ein Abkommen mit Intel, dass sie die Intel-Prozessoren nachbauen durften und dabei auch Hilfe von Intel bekamen. Nun hatte AMD aber einen besseren Halbleiter-Prozess. Die entsprechenden AMD-CPUs benötigten einiges weniger an Strom als diejenigen von Intel. Entsprechend konnte AMD seine CPUs schneller takten. Dies führte dann zu Zeiten des Pentium zur Kündigung des Abkommens.

Hitachi hatte ein Abkommen mit Motorola und durfte die Motorola-CPUs nachbauen. Hitachi konnte aber EPROM-Zellen im selben Prozess mit der CPU herstellen. Zudem hatten sie auch noch einen passenden CMOS-Prozess. Den Motorola 6801 gab es dann von Hitachi als 6301 in CMOS. Hitachi hat dann auf den 6301-Chip noch Peripherie und PROM drauf gepackt, was Motorola damals nicht hin bekam. Dies führte dann zu diversen Rechtsstreitigkeiten, welche über gut 10 Jahre gingen. Hitachi hat dann Ende der 80er eigene CPUs entwickelt. Dies passte dann aber Motorola nicht. Anfang der 90er wurde dann der Rechtstreit in einem Vergleich eingestellt.
Mittlerweile verkauft Hitachi aber keine CPUs mehr. Zusammen mit Mitsubishi, und später noch mit NRC, wurde Renesas gegründet. Anfangs hat jeder seine Prozessoren in den Renesas-Topf geworfen und alle Familien konnten unter dem Namen Renesas bezogen werden. Seit gut 10 Jahren versucht man nun, die Produktpalette zu straffen. Weniger erfolgreiche Familien werden nicht mehr weiter entwickelt, sind aber noch lieferbar. Hitachi-CPUs stecken in einigen ABS-Systemen und da hat keiner Lust einfach den Prozessor zu wechseln.

Bei jedem Wechsel wurde die Produktpalette umgemodelt. ICs mussten Teilweise an den Hauseigenen Prozess angepasst werden und die Datenblätter wurden auch ins hauseigene Format umgeschrieben.

Dein PCF8574 stammt eigentlich noch aus der Philips-Küche.

Die ULN/UDN-Familien gab es schon in den 70er Jahren. Ich weiss gar nicht mehr, wer diese auf den Markt gebracht hat und ob diese Firma heute noch existiert?

Das mit den Buchstaben ist auch so eine Geschichte.
Zuerst einmal sind die Typenbezeichnungen nicht international genormt und geschützt. Dies war das Problem von Intel. Eigentlich sollte der Nachfolger des 80486 der 80586 werden. Nun konnte Intel i80586 nicht als geschützte Marke eintragen lassen, eine Zahlenkombination kann nicht geschützt werden. Man musste sich etwas einfallen lassen und so kam der Name Pentium (Pente = griechisch für 5).
Da bastelt also jeder Hersteller etwas eigenes zusammen.
Ein A oder B direkt hinter den Ziffern ist oft eine verbesserte Version des ursprünglichen Bauteils, welches dann pinkompatibel ist. Grundsätzlich unterscheiden die Buchstaben hinter der Nummer aber Gehäuseformen und Temperaturbereiche.
P steht oft für Kunststoff-Gehäuse und C für Keramik.
Allerdings steht bei Manchen Herstellern C für dem Comercional Temperaturbereich und M für Mil = Militärisch. N ist dann der normale Bereich ohne weitere Anforderungen.

Bei den EPROMS gab es auch einmal Verwirrung. Bekannt sind die 2708, 2716, 2732, 2764, 27128 usw. alle 8 Bit mal xKB. Das 2708 brauchte noch 3 Betreibspannungen (+5V, -5Vund +12V). Der Nachfolger war dann der 2716 mit 3 Spannungen.
Durch verbesserte Technologie kamen manche Hersteller mit nur noch +5V aus, bezeichneten ihren Nachfolger aber auch mit 2716! Hersteller, welche beide Varianten im Programm hatten, bezeichneten die 5V-Variante mit 2516.
Da musste man höllisch aufpassen beim Bestellen, zumal beide das selbe Gehäuse benutzten.
Die 2764 gab es dann nur noch in 5V. Wobei da noch was mit einer leicht unterschiedlichen Pin-Belegung, je nach Hersteller, war.

MfG Peter(TOO)