Die RealSense-Technologie in Drohnen
Intel kündigte seine RealSense-Technologie erstmals im Jahr 2015 an. Einige Monate später zeigte das Unternehmen gemeinsam mit dem Drohnenhersteller Yuneec, wie die Technologie in der Praxis funktionieren kann. Auf der Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas demonstrierte man das Antikollisionssystem der Yuneec-Drohne mit Intel RealSense. Die damals vorgestellte Technologie kommt inzwischen in dem Modell Typhoon H zum Einsatz und wird von zahlreichen Besitzern des Flugobjekts täglich genutzt.
Mithilfe von Intel RealSense erkennt die Drohne Hindernisse, sodass das Flugobjekt sie ohne den Eingriff des Piloten umfliegen kann. Im Inneren der Drohe werkelt ein R200-Modul, welches von einem Intel-Atom-Prozess betrieben wird. Das Modul besteht aus zwei Infrarot-Stereokameras sowie einer RGB-Kamera, die in Echtzeit ein 3D-Modell von der Umgebung erstellen. Umflogene Hindernisse werden gespeichert und die Daten stehen der Drohne später zur Verfügung. Neben der Kamera nutzt die Drohne auch GPS-Daten, um seine Umgebung zu erkunden und Flugrouten zu bestimmen.
Der Gedanke hinter der RealSense-Technologie bei der Yuneec-Drohne ist simpel: Sie soll die Steuerung vereinfachen, wovon in erster Linie Anfänger profitieren, die noch nie eine Drohne gesteuert haben. Kreative Köpfe hingegen können sich durch den selbst gesteuerten Flug der Drohne auf das konzentrieren, was sie filmen möchten.
Derzeit hat das in der Drohne zum Einsatz kommende RealSense-System nur einen Nachteil: Es funktioniert nur in Flugrichtung. Für industrielle Drohnen soll aber ein 360-Grad-Rundblick geplant sein.
Die Einsatzzwecke für Intel RealSense sind grenzenlos
RealSense war früher unter der Bezeichnung Intel Perceptual Computing bekannt und kommt nicht nur in Drohnen zum Einsatz. Die 3D-Kameras können für verschiedene Plattformen verwendet werden, die Bewegungen, Gesten und Objekte beziehungsweise Hindernisse erkennen müssen.
Intel RealSense kommt bereits in einigen Notebooks von Lenovo zum Einsatz. Die Kamera wird genutzt, um das Gesicht des Nutzers zu analysieren, sowie Handbewegungen zu erkennen. Interessant ist die Möglichkeit, Objekte in 3D zu scannen und Fotos zu manipulieren.
Für kreative Profis hat das japanische Unternehmen Wacom ein Grafik-Tablet entwickelt, in dem eine RealSense-Kamera mit Scan-Software arbeitet. Mithilfe der Kamera können sie Objekte mühelos erfassen, ohne ein aufwendiges CAD- oder 3D-Modell erstellen zu müssen.
Auch im Bereich Virtual Reality (VR) haben die RealSense-Kameras eine Daseinsberechtigung. Intel stellte im August 2016 Project Alloy vor, eine kabellose VR-Brille, die als Referenzdesign für andere Hersteller gedacht ist; ab 2017 soll sie als Open-Source-Projekt frei zur Verfügung stehen. Die Stärke dieser VR-Brille ist das Inside-Out-Tracking: Im aktuellen Prototyp werkeln zwei RealSense-Kameras von Intel, die Tiefeninformationen in Echtzeit analysieren und verarbeiten. Auf diese Weise kann die VR-Brille Hindernisse erkennen sowie die eigenen Hände in der virtuellen Realität einblenden. Über die eingebauten Prozessoren schweigt Intel derzeit noch; man weiß nur, dass es ein Skylake- und ein Atom-Prozessor sind. Letzterer kümmert sich um das Echtzeit-Scanning-Verfahren.
RealSense könnte auch in Compute-Sticks zum Einsatz kommen
Neben den bereits genannten Einsatzgebieten zeigt Intel, dass RealSense-Kameras auch in Compute-Sticks genutzt werden können. Intel hat ein solches Modell im April 2016 vorgestellt. Darin werkelten ein Intel-Core-M-Prozessor sowie eine RealSense-F200-Kamera. Intel scheint der Welt zeigen zu wollen, wie groß der Einsatzbereich seiner RealSense-Technologie ist. Ob das Unternehmen mit dem Stick auf dem Markt einsteigen möchte, ist unbekannt.
Seine Leistung ist durchaus beachtlich: Über den Mini-HDMI-Ausgang kann es an ein TV-Gerät angeschlossen werden. Anschließend muss man es vor oder auf dem Fernseher positionieren, damit die RealSense-Kamera alles im Blick hat. Dann wird die gestenbasierte Steuerung der Multimediasammlung sowie der Login über Windows Hello möglich.
RealSense ab 2017 auch in Robotern
Ein weiterer interessanter Anwendungsbereich für RealSense ist die Robotik. Mit Project Euclid bringt Intel ein Modul für Roboter heraus. Im Zentrum steht die Joule-Plattform, welche sich an kreative Köpfe richtet, die an Anwendungen für das iot arbeiten. Joule kommt bereits in den Sicherheitsbrillen der Mitarbeiter von Airbus zum Einsatz.
Entwickler müssen sich allerdings noch ein wenig gedulden. Angaben von Intel zufolge wird Project Euclid im ersten Quartal 2017 verfügbar sein. Das Unternehmen gab auch bekannt, dass es die aktuelle RealSense-Kamerageneration (R200) und nicht den Nachfolger R400 nutzen wird.
Beitrag: Laura Becker
Artikelbild: © Adrian Grosu / Bigstock.com |
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