Man darf Mouser und andere Distributoren nicht mit einem Bauteilehändler gleichsetzen. Die Grundkosten für einen Verkaufvorgang sind massiv höher. Da werden deren Rechnungen schon mal bei einem Kunden in eine Steuerprüfung mit einbezogen und akribisch zurückverfolgt. Ebenso gilt das für die Qualitätssicherung und die Konformität mit bestimmten Normen. Da muß der Distri im Zweifelsfall nachweisen, daß im gesamten Transportweg z.B. die ESD Sicherheit gewährleistet ist. Und wenn er selbst die Konformität mit RoHS durch ein eigenes Chemielabor nicht nachweisen kann, muß er dokumentieren das jedes Teil, jede Charge, die er verkauft, vom Hersteller RoHS-konform geliefert wurde. Wenn ich bei Microchip-direct kaufe bekomme ich eine Konformitätserklärung mit Stückzahl und Chargennummer. Bei Pfennigartikeln kostet das mehr als das Produkt.

Und an Endverbraucher kann ein Distri eigentlich gar nicht verkaufen, er kann ja nicht garantieren, was die Käufer mit den Teilen gemacht haben, bevor sie die Teile ohne Begründung zurück schicken. Er solche Rücklieferungen kann er eigentlich nur vernichten. Da geht nur eine Mischkalkulation. Zalando hatte früher eine Rücklaufquote von über 70%, wie das heute oder wie das bei Bauteilen ist, weiß ich nicht. Wenn man aber so manchen Post in den Foren liest "bestell doch einfach, kannste ja zurückschicken" könnte das ähnlich sein. Das muß ein Verkäufer, der überleben will, einpreisen.

Bei Großkunden läuft vieles anders. Der bekommt die Ware möglicherweise gar nicht, sondern die geht vom Distri direkt in das ESD-zertifizierte Lager des Bestückers. Da wird auch nichts zurückgeschickt sondern es wird nur bei Bedarf geliefert. Und in den Preisen werden Zahlungsziele und Währungsrisiken mit berücksichtigt. Da spielt möglicherweise noch das Rating des Kunden eine Rolle. Am Ende kommts nicht wirklich auf den Listenpreis eines Bauteils an.

MfG Klebwax