"... abstellen?" ist schon eine nicht ganz korrekte Frage. (Immerhin ist von Kernkraftwerken, nicht von "Atomkraftwerken" die Rede.) Die ganze Thematik ist mittlerweile auf das stärkste durchpolitisiert, d.h. es wird ideologisch und oft auch emotional entschieden/gehandelt. Ich möchte erst einmal auf zwei Dinge eingehen, die nichts mit Politik zu tun haben, aber klarmachen sollen, wie wir v.a. medial beeinflusst werden:
1. Kernkraftwerke (KKWs) kann man nicht abstellen oder abschalten. Man kann sie nur vom Netz nehmen, d.h. die Kernbrennstäbe in den Anlagen bleiben da, müssen da bleiben, weil sie dort i.d.R. am sichersten sind, aber man darf mit ihnen keinen Strom mehr produzieren. Sie sind also mit viel Aufwand und Geld hergestellt, transportiert usw. worden und müssen nun im Moderatorenbecken bleiben, bis sie als Brennstäbe nicht mehr taugen. Die Gefahr geht weiterhin von ihnen aus - egal ob das KKW am Netz ist oder nicht!
2. Der "Atomausstieg" - ja, wir wollen von den ganzen Atomen jetzt nichts mehr wissen - also der Ausstieg aus der Nutzung der Kernenergie ist in der Vehemenz falsch! Es ist genau genommen unter einem thermodynamischen Gesichtspunkt falsch. Warum? Weil der Ausstieg eine Umordnung eines teuren, auf das stärkste geregelten Systems, das der Energieversorgung mit Kernenergie, hin zu einem neuen und überdies noch nicht einmal technisch zweifelsfreien System bedeutet. Und dies sehr schnell und strikt. Man muss also von einem entropischen Zustand zu einem ganz anderen entropischen Zustand gelangen. Das bedeutet, man muss Energie - volkswirtschaftlich Geld usw. - aufwenden, und zwar umso mehr, je schneller die Umordnung/-strukturierung vonstatten gehen soll. Das hätte unsere Kanzlerin als Physikerin wissen müssen. - Wer bezahlt's? Die Kernenergie-Industrie, die ihre Kraftwerke nicht mehr nutzen darf, andere Produktionsgewerbe auch und v.a. der Bürger als Verbraucher.
Ich persönlich denke, dass die Kernenergienutzung eingeschränkt werden sollte, KKWs in unsicheren Regionen (Rheingraben, Thüringen) dürfen nicht mehr betrieben werden, ihre Brennstäbe müssen in andere Standort abtransportiert werden. Ich bin gegen eine vollständige Nichtnutzung der Kernenergie, weil die Sicherheitskonzepte in der BRD besonders gut ausgearbeitet sind, sicherer als in Frankreich oder Tschechien, von deren KKWs wir möglicherweise Strom kaufen werden, und weil man sich auch zum einen die Optionen zur zukünftigen Weiterarbeit an Kernenergie (man braucht zur Kernfusion auch ein KKW) nicht verspielen sollte, d.h. die Erfahrung sollte gepflegt werden und weil man sich auch militärische Optionen immer offen lassen sollte: Man kann nicht in die Zukunft sehen. Aber ich präferiere ganz klar die Nutzung regenerativer Energien! Dumm nur, dass die Energiespeicherung bis heute ein technisch ungeklärtes Ding ist.
Und ja, auf die Frage "wohin mit dem strahlenden Abfall?", muss eine ehrliche und die technisch beste Lösung gefunden werden! Keiner will den Kram unter seinen Füßen haben, keiner will auf dem Berg vor seiner Tür einen Wasserspeicher, an seinem Haus vorbei eine Stromtrasse haben, aber Wäschetrockner müssen funktionieren, jeden Tag muss warm geduscht werden usw. Und keiner regt sich auf über Tonnen von Quecksilber in einem verrottenden deutschen U-Boot oder versenkten sowjetischen Reaktoren im fischreichen Nordmeer ... Man sollte die Gefahrenabschätzung nicht der Presse und Politik überlassen. - Tödlich ist das Leben überdies sowieso.
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