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Thema: Frage: warum funktionierte (m)ein BC337 auch "andersrum

  1. #1
    Erfahrener Benutzer Robotik Visionär Avatar von oberallgeier
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    Frage: warum funktionierte (m)ein BC337 auch "andersrum

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    Guten Tag,

    bitte helft mir bei folgender Frage. Da die Elektronik für mich ein Buch mit sechseinhalb Siegeln ist, finde ich keine Erklärung.

    In zwei funktionierenden Projekten schalte ich je drei irLEDs SFH415 mit 36 kHz und unterschiedlichen duty cycles gemäß der folgenden Schaltung. Zweck der Geschichte ist es, eine Abstandsmessung, siehe hier, ähnlich asuro mit dem SFH5110 zu realisieren.

    ....................Bild hier  

    Beim Aufbau der nächsten Platine will ich die gleiche Schaltung verwenden und hatte mich durch verschiedene SMD- und TTH-Varianten durchgekämpft. Dabei war mir beim erneuten Lesen des Datenblatts von vishay aufgefallen, dass ich den verwendeten BC337 offensichtlich "falsch herum" eingelötet hatte.

    Also dürfte das garnicht funktionieren!? Läuft aber sehr zufriedenstellend.

    Bevor ich meine sehr eng bedrahteten Schaltungen prüfe, baue ich mir also die Schaltung am Steckbrett nach - mit einem Taster von Vcc zum R5 statt des µControllers. Die - im Test nur eine, sichtbar strahlende - LED leuchtet prompt, wenn ich den Taster drücke.

    Nun stecke ich den Transistor "andersrum" rein, also Collektor nach GND und Emitter Richtung LED/Vcc. Wiederum funktioniert die Schaltung wunschgemäss: die LED leuchtet, wenn ich den Taster drücke.

    Eine Prüfung des Transistsors mit dem DMM/Diodentest ergab in Durchflussrichtung jeweils rund 0,8 V, in Sperrrichtung 0V - - NACH dem beschriebenen Test. Also wurde der Transistor vermutlich auch nicht zerstört.

    Aber das dürfte doch garnicht sein ! ? Wieso funktioniert der Transistor, egal wie rum ich den einlöte?

    Danke für Antworten und Aufklärung,
    Ciao sagt der JoeamBerg

  2. #2
    Erfahrener Benutzer Robotik Einstein Avatar von vohopri
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    Hallo Joe,

    ich stehe zwar ein halbes Siegel noch hinter dir, aber ich hab das auch bemerkt, dass das so ist und auch irgendwo gelesen, dass das so ist. Verkehrt heraum eingebaut hast du auch eine npn Abfolge von Halbleiterschichten. Also "darf" das schon so sein. Im allgemeinen sind die Werte nicht so gut wie richtig rum, aber bei einer simplen Schaltstufe machts eher wenig aus.

    Es recht gut zu wissen, dass das so ist, wenn man bei einem unbekannten Transistur durch Messen die Anschlussreihenfolge herausbekommen will. Ich persönlich verzichte lieber auf das Verstehen der festkörperphysikalischen Vorgänge, die das ablaufen.

    grüsse,
    Hannes

  3. #3
    Erfahrener Benutzer Begeisterter Techniker Avatar von H.A.R.R.Y.
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    Das die bipolaren Freunde (NPN und PNP) auch mit vertauschten Kollektor- und Emitter-Anschlüssen funktionieren liegt an den physikalischen Vorgängen im Inneren des Halbleiters. Der zu Grunde liegende Effekt ist schließlich symmetrisch (manche Geometrien auch) und die Ladungsträger "wissen" nicht ob sie nun aus dem Emitter oder dem Kollektor fließen. Basis ist sowieso immer gleich.

    Die Transistoren gehen durch diese Verpolung auch nicht kaputt, allerdings sind die Kenndaten nicht mehr gültig. Insbesondere Transitfrequenz und Stromverstärkung werden deutlich schlechter. Das ist geometriebedingt, da die Schichtdicken (die Bereiche der PN-Übergänge) zwischen Basis und Emitter normalerweise deutlich dünner sind. Je dünner diese Schicht, umso höher die Stromverstärkung, aber es gibt eine untere Grenze wegen anderer Zusammenhänge. Typische Werte für Stromverstärkung "falschrum" sind im Bereich 1..3. Richtigherum reden wir da von ein bis zwei Größenordnungen mehr.

    Aufpassen muß man allerdings mit der Betriebsspannung bzw. der Basis-Emitter-Spannung. Generell vertragen bipolare Typen nur etwa 6V bis 7V Sperrspannung zwischen Emitter-Elektrode und Basis. Wird diese kritische Marke überschritten, verhält sich dieser Übergang wie eine Zener-Diode (es ist hier allerdings der Avalanche-Effekt wirksam). Wenn der Strom nicht begrenzt wird, geht der Transistor kaputt. Mit höchstens 5V alsVcc passiert aber normalerweise nichts.

    Gruß H.A.R.R.Y.
    a) Es gibt keine dummen Fragen, nur dumme Antworten
    b) Fehler macht man um aus ihnen zu lernen
    c) Jeder IO-Port kennt drei mögliche Zustände: Input, Output, Kaputt

  4. #4
    Erfahrener Benutzer Lebende Robotik Legende Avatar von PICture
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    Hallo!

    Der H.A.R.R.Y. hat das alles sehr schön theoretisch erklärt. Ich möchte nur noch aus der Praxis dazusagen, dass die Stromverstärkung (ß) kleiner, aber dafür der Spannungsabfall auf dem gesättigtem Transistor viel kleiner ist. Revers geschalteten Transistor kann man für kleine Spannungen als fast symmetrischen Widerstand betrachten, änlich wie ein FET, und z.B. für automatische Verstärkungssteuerung (AGC) nutzen.

    MfG

  5. #5
    Erfahrener Benutzer Robotik Visionär Avatar von oberallgeier
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    Zitat Zitat von vohopri
    ... stehe zwar ein halbes Siegel noch hinter ...
    Na ja, elektronisch vielleicht. Aber mechanisch . . . . aber das ist ja dann ein anderer Thread. Danke, schön einfach und verständlich.

    Zitat Zitat von H.A.R.R.Y.
    ... an den physikalischen Vorgängen im Inneren ... Der zu Grunde liegende Effekt ist schließlich symmetrisch ...
    H.A.R.R.Y. danke für dieses Tutorial. Jetzt bin ich erleichtert daß
    ich nix kaputt gemacht hatte
    ich nix umlöten muss (aber bei der neuen Schaltung aufpassen)
    ich es vermutlich verstanden habe.
    Ciao sagt der JoeamBerg

  6. #6
    Erfahrener Benutzer Robotik Einstein Avatar von vohopri
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    Danke,

    jetzt konnte ich dank eurer Erklärungen wieder mein "gefährliches Halbwissen" auf dem Gebiet erweitern. (1/2 ist nicht wörtlich gemeint, es ist um Grössenordnungen weniger.)

    grüsse,
    Hannes

  7. #7
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    Hab vor langer Zeit mal soetwas gelesen, das nannte sich dann
    Inversbetrieb von Transistoren. Muss man sich glaub ich auf
    Grund der heutigen Typenvielfalt und Preise nicht antun. VG Micha

  8. #8
    Erfahrener Benutzer Robotik Visionär
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    Bei den modernen Transistoren geht es falsch herum auch nicht so gut. Bei ganz alten Germaniumtransistoren (noch die Legierungstype) war der Unterschied gar nicht mal so groß.

  9. #9
    Erfahrener Benutzer Roboter Experte
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    Ich hab mal in meiner Anfangszeit als Elektronik-Bastler einen BC547 falsch herum eingelötet, der wurde dann nach Anlegen der Betriebsspannung so halb leitend....

    Scheint also nicht bei allen Transistoren zuverlässig zu funktionieren.

    Gruß
    Thomas

  10. #10
    Erfahrener Benutzer Robotik Visionär
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    Die modernen Transistoren haben invers halt ziehmlich schlechte Eigenschaften. Ein hoher Leckstrom gehört wohl auch dazu, vor allem wenn man nicht auf die geringe Spannungsfestigkeit (oft nur 5 V) achtet.
    Die wenigsten Transistoren sind auch dafür ausgelegt. Ich war auch schon etwas überrascht das der BC337 noch brauchbare Ergebnisse liefern sol.

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