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Erfahrener Benutzer
Fleißiges Mitglied
Ja, ich weiß, ich hab wieder nur zu nörgeln, aber ich will auch mal meinen Senf dazugeben.
Ein weiser Mann hat mal gesagt, ein Pessimist sei ein Optimist mit Erfahrung - und irgendwie hab ich auf die harte Tour lernen "dürfen", die Grenze zwischen Enthusiasmus und Realität zu ziehen.
Jedenfalls - egal, ob es um die Rakete, um den Roboter oder die Kombination aus beiden geht - da gibt es einige unschöne (aber nichtdestotrotz lästige) Details, die man im Auge behalten bzw klären sollte, bevor man sich um Sachen wie die Finanzierung und - überspitzt gesagt - die Farbe der Lackierung Gedanken macht. Es wurde weiter oben im Thread ja teilweise schon angesprochen:
- Welche Controller/Speicher/sonstige Halbleiter sind nach dem Flug durch die Stahlungsgürtel bzw tagelangem Einfluß kosmischer Strahlung noch funktionsfähig bzw wie kann ich sie schützen, ohne auf Bleiziegel zurückzugreifen?
- Welche Bauelemente funktionieren unter Vakuumbedingungen (dürfte zB bei Becherelkos und LiPo-Akkus interessant werden) bzw wie kann ich sie so davor schützen, daß ihnen nicht beim ersten Haarriß oder Mikrometeoriten im wahrsten Sinne des Wortes die Luft ausgeht?
- Welche(r) Energiequelle/-speicher funktioniert noch bei -180°C - bzw wenn ich sie beheizen will, woher nehme ich die Energie dafür?
- Welche (elektronischen bzw mechanischen) Bauteile ertragen wiederholte Temperaturschwankungen von über 300° bzw dies als Temperaturdifferenz zwischen Licht- und Schattenseite? Bzw wie kann ich dieses minimieren?
- Wie designe ich bewegliche Teile so, daß sie bei einer Kombination von Vakuum (die meisten auf der Erde gebräuchlichen Schmiermittel und Prozeduren zur Reibungsverminderung sind da wirkungslos), oben genannten Temperaturschwankungen (Wärmedehnung, Materialermüdung) und feinstem Staub (auf dem Mond) zuverlässig funktionieren?
- Wie baue ich die ganze Konstruktion elektrisch und mechanisch so, daß sie einerseits Schwerelosigkeit und auf der anderen Seite die Startbeschleunigung und Vibrationen, die jedem Preßlufthammer Ehre machen würden, problemlos wegsteckt?
- Welche Sensoren liefern unter dem Einfluß von Vakuum (bzw Niedrigschwerkraft), Strahlung, wechselnden Temperaturen und Magnetfeldern, ungefilterter Sonnenstrahlung (UV!) und was der Lästigkeiten sonst noch sind, zuverlässige Resultate?
- Wie werde ich Abwärme (Elektronik, Motoren usw) los, wenn Konvektion nicht funktioniert?
- Wie muß ein Kommunikationsverfahren bzw -protokoll beschaffen sein, das (auch wenn jemand die Hardware zur Verfügung stellt) sowohl die erforderliche Bandbreite als auch Zuverlässigkeit bei Signallaufzeiten im Sekundenbereich sicherstellt?
- Wie erreiche ich Ausfallsicherheit bzw Redundanz?
Und vielleicht das Wichtigste:
- Wie kann ich das Ganze (bzw einzelne Baugruppen) auf der Erde überhaupt testen bzw obige Bedingungen nachstellen?
Ausführlicher ist die ganze Problematik zB hier (bzw hier) beschrieben. Interessant sind in dem Zusammenhang auch Seiten von Projekten wie AMSAT OSCAR-40, TUBSAT, UWE-1 und anderen, bei denen es "nur" darum ging, einen Satelliten zu entwickeln und zu fertigen, der in der Umlaufbahn funktioniert, ohne auch noch die dazugehörige Rakete bauen zu wollen...
Viele Grüße und sorry für den Roman,
Thomas
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