Auch wenn das Bundesinnenministerium hier keinen Handlungsbedarf sieht, werden die Verbotspläne von Bayerns Innenminister Günther Beckstein konkreter
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Bayern strebt "eine Regelung zu virtuellen Killerspielen" an
Wenn das Bundesinnenministerium keinen Handlungsbedarf sieht, müsste Bayern das ja im Alleingang durchziehen. Bei Herstellung und Verkauf wäre das ja irgendwie noch vorstellbar.

Die neuste Meldung lautet das Bayern sogenannte "Killerspiele" verbieten will, sowohl Verkauf als auch Nutzung.
Dass bayerischen Computerspieler für etwas bestraft werden sollen, was im restlichen Deutschland erlaubt ist, kann ich mir kaum vorstellen.
In dem Golem-Artikel finde ich allerdings auch nicht, dass auch die Nutzung betraft werden soll.


Bayern strebt "eine Regelung zu virtuellen Killerspielen" an, die über den Gewaltdarstellungsparagrafen 131 des Strafgesetzbuchs (StGB) hinausgeht. Schon heute ist die Verbreitung Gewalt verherrlichender Spiele in Deutschland nach § 131 StGB verboten und wird mit "mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft".
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Genau hier will Beckstein ansetzen, um ein Herstellungs- und Verbreitungsverbot von "Killerspielen" umzusetzen. Spiegel Online zitiert aus dem Gesetzentwurf: "Wer Computerspiele, die es den Spielern als Haupt- oder Nebenzweck ermöglichen, eine grausame oder die Menschenwürde verletzende Gewalttätigkeit gegen Menschen oder menschenähnliche Wesen auszuüben, verbreitet, [...] herstellt, bezieht, liefert [...], wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder Geldstrafe bestraft."
Interessant. Herr 'Beckstein will also etwas verbieten, das bereits verboten ist und plant dafür dasselbe Strafmaß, das bereits dafür festgelegt ist.

Entweder ist der Golem-Artikel eine arg schlechte Zusammenfassung von dem was tatsächlich gesagt wurde und geplant ist, oder das was Herr Beckstein hier plant ist mal wieder nur heisse Luft.
Dafür dass er sich gerne tatkräftig gibt und mit seinen Äusserungen öfter mal übers Ziel hinauszielt ist er doch eigentlich bekannt.


Was die Thematik selber angeht, kann ich mich hier allerdings nicht so ganz der allgemeinen Meinung anschliessen.

Dass die Verbreitung gewaltverherrlichender Materialien verboten ist, finde ich völlig korrekt, und da sollten Computerspiele genauso behandelt werden wie andere Medien auch.

Natürlich wird man nie eine klare Grenze setzen können, was als gewaltverherrlichend eingestuft werden muss und was noch so durchgeht.
Aber deswegen gleich gar keine Grenzen setzen??

Ich halte es für eine sehr schlimme Entwicklung wenn nun Politiker hergehen und anfangen Spiele unter Strafe zu verbieten. Zum Einen ist eine Beurteilung der Spiele sehr schwierig, zumal die meisten Politiker sicherlich nicht ein einziges Spiel gespielt haben.
Naja, eigentlich haben die Politiker das Gesetz ja schon gemacht.
Und warum sollten die Politiker die Spiele beurteilen. Die fahren doch auch nicht durchs Land und probieren wo das Fleisch gammelig schmeckt, nur weil sie für die Lebensmittelgesetze verantwortlich sind
Die Politiker stecken durch die Gesetzgebung doch nur den allgemeinen Rahmen ab, die Beurteilung was diesen Gesetzen entspricht bleibt in Deutschland doch zum Glück meist etwas sachkundigeren Leuten vorbehalten.

Ok, die ganz brutalen Spiele mag ich auch nicht sonderlich, ich kann auch nicht verstehen warum in so viele Spielen unbedingt so viel Blut spritzen muss.
Das ist doch genau der springende Punkt, wenn es um Gewaltverherrlichung geht. In Film und Fernsehen gibt es ja auch Grenzen, was noch gezeigt werden darf und was nicht mehr, trotzdem darf da nicht nur noch der Muskantenstadl gezeigt werden.

Tausende von Leuten würden durch die Gesetze als kriminell eingestuft. Das kann es wohl nicht sein?
Naja, wenn es um wirtschaftliche Schäden durch Musik- und Filmdownloads geht, haben unsere Politiker leider keine Hemmungen einen grossen Teil der Bevölkerung zu kriminalisieren.
Da finde ich es bei psychischemn Schäden die nach Meinung vieler Fachleute durch gewaltverherrlichende Medien verursacht werden schon eher akzeptable.
Grundsätzlich fände ich es allerdings auch falsch beim Nutzer mit Strafen anzusetzen. Fairerweise muss man allerdings sagen, dass davon in dem Artikel auch nichts steht.

allerdings giebt es eine sache was mich an derartigen spielen masiv stört:
es gibt immer wieder solche komischen DAU's die dann auf dem schulhof rummrennen und sich mit derartigen virtuellen taten brüsten. das ist doch schlichtweg deppert
Ich glaube das trifft den Punkt recht gut. Bei der Beurteilung ob solche Spiele schaden können, sollte man nicht einfach nur von sich selbst ausgehen. Natürlich wird man als gesunder reifer Mensch durch ein Computerspiel nicht zum Amokläufer.
Wenn Kinder schon mit irgendwelchen blutrünstigen Killerspielen aufwachsen dann vielleicht noch andere Probleme dazukommen, finde ich es nicht so abwegig, dass das negative Auswirkungen haben kann.

Das Problem ist, daß nach solchen "Amokläufen" (genaugenommen sind es ja nichtmal Amokläufe, denn ein Amoklauf ist keine geplante Handlung sondern passiert spontan) immer erstmal nach "offensichtlichen" Ursachen gesucht wird.
Diese sogenannten Amokläufe sind aber doch nur die ganz extremen Fälle und die Spitze vom Eisberg.
Das eigentliche Problem ist doch, dass die Gewaltbereitschaft unter Schülern und Jugendlichen ganz allgemein zunimmt. Dass Schüler systematisch von Mitschülern gequält und misshandelt werden, davon sogar per Handy Videos gemacht und getauscht wird, Gruppen von Jugendlichen aus Spass wahllos Leute auf der Strasse zusammenschlagen usw. liest man ja nun auch fast täglich in der Zeitung.


Und genau das ist auch der Grund dafür, daß die eigentlich offensichtlichste Ursache immer wieder übersehen wird. Denn es gibt noch eine weitere Gemeinsamkeit die diese Amokläufer haben: sie hatten keine Freunde und wurden von ihren Mitschülern gemobbt.
Das sind sicherlich Faktoren die noch wesentlicher sind als der Einfluss von Gewaltspielen, Filmen usw.
Nur kann der Gesetzgeber schlecht etwas dagegen unternehmen, dass jemand keine Freunde hat oder bei seinen Mitschülern unbeliebt ist.

"Killerspiele" als alleinige Ursache für "Amokläufe darzustellen ist sicherlich falsch. Nur die Amokläufe zu sehen und zu verdrängen, dass es jede Menge andere Probleme durch zunehmende Gewaltbereitschaft usw. gibt ist aber auch falsch.

Auch vor Weihnachten gibt es wieder eine LAN Party wo wir alle das Weihnachtsmann Moddel wählen und Spass zusammen haben bis das die Sehstörung uns hindert.
Ich vermute der Spassfaktor liegt bei euch nicht darin, dass ihr euren Computergegner möglichst realistisch, qualvoll und mit viel spritzendem Blut und Hirmasse sterben seht.

Daher sehe ich auch nicht, warum ein Verbot von gewaltverherrlichenden Computerspielen gleich das AUS für LAN-Parties und sämtliche Arten von Actionspielen oder Ego-Shootern bedeuten müsste.

Das mag aber daran liegen, dass ich mich etwas mehr an Begriff "Gewaltverherrlichung" orientiere und nicht an der auf Bild-Niveau aufgemachten Golem Schlagzeile "Killerspielverbot".