Londons Aquarium lockt mit einer einmaligen Attraktion - einem künstlichen Fisch. Doch der tauchende Flossenautomat ist mehr als ein Kabinettstück der Kybernetik. Das selbstgesteuert schwimmende System erzählt uns vom Verlust des Staunens.
Vergessen wir den Roboter noch für einen Moment, schauen wir uns seine Betrachter an: Kinder lieben die bunte Übertreibung, das knallig Künstliche. G9.3 ist lebendige Spielzeugwelt, genau so stellt sich der Nachwuchs einen Fisch vor.
Erwachsene aber sind verwirrt. Sie sehen die natürlichen Bewegungen, verfolgen den Fisch, wie er mit elegantem Flossenschwung vor der Wand seines Beckens wendet, wie er auf der Stelle schwebt und die Menschen vor der Scheibe mit seinem Blick fixiert. Aber sie registrieren auch die kobaltblauen und silbernen Plastikschuppen, die Infrarotsensoren, die eckig aus dem Maul der Kreatur ragen, und die aufgeklebten Gläser einer Sonnenbrille, die verbergen sollen, das G9.3 gar keine Augen hat. Trotzdem die ungläubige Frage, immer wieder: "Ist der echt?" Eine holländische Touristin kann sich die Vorführung nur als doppelte Täuschung erklären: "Wie haben Sie den Fisch bloß in diese Verkleidung gekriegt?" Der junge Wissenschaftler, der das bunte Wesen betreut, antwortet nicht ohne Stolz: "Das ist kein Fisch, sondern ein Roboter." "Ach so, ein Roboter."
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