Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : öhrisch, häärisch, näsisch und Co.
Guten Morgen!
Mich interessieren mal Meinungen, wie Ihr zu der deutschen Sprache steht.
In der Schule haben wir mal ordentlich lesen, schreiben und sprechen gelernt. Nach ca. 40 Jahren begegnet mir dann im Raum Dortmund zum ersten Mal das Wort "händisch". Erstaunlicher Weise auch öfter dann von Jüngeren. Ich erinnere mich, dass es, zu Zeiten meiner Kindheit, auch sprachliche Modeerscheinungen gab. Man hörte das von irgendwoher aus dem Ausland und manche Kinder fanden das so interessant, dass sie ab sofort auch dieses übernommen haben. Ich schmücke mich in meiner Aussprache mit etwas Interessantem, um selbst interessant (und schlau) zu wirken. Das war damals (Anfang 80ger Jahre)) mit dem "halt" so. Beispiel: "Das kann ich Dir nicht sagen, das ist halt so." Eine grausame Angewohnheit, aber meine Cousine hat das richtig zelebriert und ich war dann froh, wenn wir wieder nachhause fuhren. Heute redet sie zum Glück nicht mehr so, jedenfalls ist es mir nicht mehr aufgefallen. Als ich dann später das Wort "händisch" hörte, kräuselten sich bei mir sofort sämtliche Nägel und Haare. Der Duden erklärt das Wort "händisch" mit: etwas manuell erledigen - mit der Hand. Nun komme ich zum Thema und werfe mal die anderen Worte in den Raum, die mir dazu einfallen und die man dann ja auch so verwenden könnte:
- öhrisch (geläufiger: hören, etwas mit den Ohren wahrnehmen)
- häärisch (etwas mit den Haaren tun. Beispiel eines Frisörs: "Häärisch können wir das schwarz gestalten."
- näsisch (geläufiger: riechen, etwas mit der Nase wahrnehmen)
- äugisch (von: beäugen, etwas mit den Augen wahrnehmen, anschauen)
Wo ich allerdings die meisten Zahnschmerzen bekomme, ist bei "händisch", im Sinn von: etwas manuell tun / mit der Hand erledigen. Denn dazu fällt mir unmittelbar ein anderes Wort ein: "füßisch". Etwas zu Fuß erledigen / per pedes. Aber jeder hört sofort die Zweideutigkeit zu "physisch". Somit vervollständige ich mal diese Liste:
- händisch (etwas manuell tun / mit der Hand erledigen)
- füßisch (Etwas zu Fuß erledigen / per pedes)
Es gibt Zweideutigkeiten in der deutschen Sprache, das lernt man auch in der Schule. Aber was haltet Ihr von der aufgestellten Liste zu unserer Sprache?
Freundliche Grüße
Moppi
Rumgucker
13.11.2019, 10:49
Du hast rumguckerisch vergessen :mad:;)
Holomino
13.11.2019, 11:30
Man kann Schrauben mit dem Akkuschrauber oder händisch schrauben. Oder den Teig mit der Küchenmaschine oder eben händisch kneten. Oder nen Brief händisch schreiben.
Das "händisch" zeigt die Abweichung von der Norm.
Nur war die Norm vor 40 Jahren anders.
ich hab vor 50 jahren als 22-jähriger die deutsche sprache von grund auf als fremdsprache neu gelernt. Gerne gelerrnt, muss ich sagen...
Mit dialekten habe ich bis heute so meine schwierigkeiten, mit veränderung der sprache weniger. Die vielen anglizismen stören mich ein bischen, aber das ist "halt" so und nicht zu ändern, in manchen fällen sogar zwingend, weil die deutsche übersetzung nur blöd klingt...
Mit meiner frau liege oft im clinch (auch ein anglizismus, der mich aber nicht stört), sie nimmt es mit der genauigkeit der begriffe und synonyme nicht so ganz genau, ich dagegen habe "halt" gelernt, dass ein wort nur eine bedeutung hat. Meistens zumindest, ausnahmen gibts ja immer... Im zusammenhang verändert sich die bedeutung manchmal, allerdings auch nach regeln...
Was ich hasse, ist gramatik und die art, wie man in der schule den kindern fremdsprachen beibringt. Ich hab damals ganze sätze auswendig gelernt (tschechisch / deutsch) aus einem konversationstaschenbuch. Nach 5 monaten und 500 sätzen konnte ich mich fliessend unterhalten und problemlos als technischer zeicher (weiss noch jemand was das ist?) anfangen...
btw: "händisch" klingt für mich gut :-)
oberallgeier
13.11.2019, 11:52
Es gibt ja zahllose Wortschätze - sprich: Ansammlungen von Wörtern einer Sprache.
Da hätten wir mal den sehr individuellen aktiven Wortschatz eines Menschen.
Die Jugendsprache.
Wortschatz der deutschen Gegenwartssprache (um 400 000 Wörter)
Der Duden
(M)Ein Brockhaus-Wahrig Deutsches Wörterbuch, 6 Bände
Das Deutsche Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm, 1852–1971
Verschiedene Enzyklopädien und Lexika
Wortschatz der Bildzeitung
Wortschatz der "Nachrichten in einfacher Sprache" im ARD
usw usf
Sicher (hoffentlich) bin ich einer der Durchschnitts-Menschen mit einem Wortschatz von um die 15000 Wörtern - und dazu ein paar zusätzliche Wörter aus Naturwissenschaft, Kultur und dem sonstigen Leben. Der Journaille spricht man einen eher geringen Wortschatz zu (Ob die Bildzeitung mit weniger als 2000 Wörtern auskommt weiß ich nicht). Aber sie, die Journaille, ist natürlich auch an manchen Wortschöpfungen schuld die teilweise schnell in die Umgangssprache Eingang finden. Auch die Jugendsprache hat schnellen Einfluss auf die übliche Umgangssprache, vermute ich.
Und warum soll man sich nicht die Sprache für eigene Schöpfungen zurechtbiegen? Ob Karl Krauss von "Pressmaffia" schreibt, oder Konrad Lorenz von der "Verhausschweinung" des Menschen. Meist weiß man dabei was gemeint ist - und oft spart einen so ein Kunstwort einen umfangreich(er)en Satz.
Natürlich muss man auch in der Lage sein zu übersetzen. Gut, cool, bombig, bärig, klasse, einsame Spitze, usw usf - mehr oder weniger Synonyme die man ja mitunter selbst erweitert ohne Segen der Dudenredaktion. Ich meine, dass so manche Neologismen die Sprache zeitgemäß machen (?Blitzeis?), auffrischen, ergänzen und erweitern, nicht nur verändern. Ich stell mir mal vor, wie ich recht unverständlich reagiert hätte, wenn ich in Hohenems die Handschrift(en) des Nibelungenliede (https://www.reclam.de/data/media/978-3-15-018914-6.pdf)s gefunden und "angelesen" hätte.
Natürlich gibts auch Probleme. In einem Fachzirkel hier in DE hatten wir/die Teilnehmer, mal über mehrere Treffen Probleme gehabt, den englischen Fachkollegen zu vestehen. Aber unser Schulenglisch ist eben bei weitem nicht deckungsgleich mit dem upper class Wortschatz des Kollegen . . . der uns nach einiger Zeit mit dem - für uns - üblichen Sprachgebrauch erfreute.
Fazit/meine Meinung (als Nicht-Deutscher): solange es verständlich ist kann man so sprechen wie es das eigene Sprachvermögen erlaubt. Abwandlungen können nützlich, störend oder personentypisch sein.
Münzeinwurf als Vorrichtung und zugleich als Vorgang im selben Satz verwendet, findet sich bei Loriot: Politesse, Evelyn Hamann
https://www.youtube.com/watch?v=QcPWzllw6lU
Manchmal reizt es einen ja, so einen Unsinn in die Formulierungen einzubauen, um zu sehen, ob jemand darauf reagiert, meistens wird es aber wohl übergangen.
Großartig finde ich auch
6:21 I don't want to be unhelpful
https://www.youtube.com/watch?v=t0jgZKV4N_A
(https://www.youtube.com/watch?v=t0jgZKV4N_A)
White_Fox
14.11.2019, 16:13
Mir gehen Anglizismen fürchterlich auf die Nerven...und politisch korrekte Schreibweisen, vor allem wenn sie Zeichen enthalten die man nichtmal aussprechen kann. Auch das Gossendeutsch, daß einem in den Öffis immer öfter ins Ohr gedrängt wird. Vor allem von großteils ausländisch sozialisierten deutschstämmigen jüngeren Leuten.
Auf die Rechtschreibreform hätte man besser auch verzichtet. :(
Aber: Das Deutsch in den Sherlock-Holmes-Übersetzungen finde ich wunderbar, das macht einfach Freude beim lesen/hören.
https://www.youtube.com/watch?v=f0_a5BjbZog
Auch ganz nett finde ich Wortschöpfungen wie den "Zerknalltreibling".
Loriot müsste noch mal wiederkommen, im Alter von 38 Jahren, dass wir noch eine Weile was von ihm haben! "Zerknalltreibling" war doch Heinz Erhardt, nicht? Zu seiner Zeit auch sehr wohltuend!
Und die Rechtschreibreform ... wo kommt jetzt wieder das "sss" her? Das gab es früher mal, 30ger Jahre oder so? Das wurde später abgeschafft und es wurde ein "ß" eingeführt... ? Na ja, irgendwie so wars, habe das in den 70gern in der Schule gelernt, weiß das daher nicht mehr so genau. :) Das ist nicht gut, dauernd was zu ändern, keiner weiß mehr, wie was richtig geschrieben wird, bzw. grammatisch richtig ist. Schaust Du ins Internet: jeder schreibt, wie er lustig ist; groß und klein durcheinander - egal, Kommata - kennen wir nicht und wenn, dann nur wenige (ist mittlerweile auch erlaubt Kommas wegzulassen, wo früher welche gesetzt werden mussten). Ohje, ohje, ohje. Sinn der Reform war doch mal, dass die Schüler besser abschneiden sollten. Ist das überhaupt erreicht worden?
MfG
White_Fox
14.11.2019, 20:31
Die Junge Freiheit hat mal einen sehr interessanten Artikel über die Rechtschreibreform gebracht. Sinngemäßes Fazit: "Wer richtig Schreiben gelernt hat, hat es trotz der Rechtschreibreform gelernt." Insgesamt haben die Schüler seit der RR schlechter geschrieben.
Ob sie damit trotzdem besser abschneiden, d.h. bessere Noten bekommen, vermag ich nicht zu beurteilen. Ich halte es aber für möglich.
Zum ß: Wenn ich mich recht erinnere, gab es im Deutschen mal zwei 's', wobei beide eine leicht unterschiedliche Aussprache anzeigten. Naja...ich habe zwar so nie Schreiben gelernt, aber die Schreibweise "Thür" kommt meines Erachtens der Aussprache auch heute noch am nächsten.
Rumgucker
14.11.2019, 21:26
Hallo,
"ß" und "ss" finde ich nun völlig klar. Immer, wenn der Vokal vor dem "ss" kurz ausgesprochen wird, schreibt man "ss". Und sonst "ß".
Kuss, dass, Fass, lass es, Fresse, nass, krass, Hass, blass, Biss, Schloss.
Aber
Fraß, Spaß, Maß, Buße, beißen, reißen, Ruß, schließen.
Das war früher viel schwerer. Nun gibts die einfache Regel und die funktioniert sogar.
Und weil die Regel so regelmäßig ist, gibts halt auch "sss". Das "ss" kommt von einem kurzen Vokal und danach beginnt ein Teilwort mit "s" am Anfang.
Theoretisch müsste es auch "ßs" geben. Das "ß" von einem langen Vokal und das "s" gehört schon zum Anhängsel.
Gerade uns Techniker sollte diese klare Sprachregel bestens ansprechen. Wir sind doch Fans von klaren Regeln.
Viele Grüße
Wolfgang
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/EDIT:
Fressschale aber Fraßschale
wenn man es richtig sprechen kann, kann man es auch richtig schreiben
Also, ich kann der Aufregung nicht folgen. "Händisch" wird gerade in der Informatik und Organisationslehre gerne in Abgrenzung zu "automatisiert" oder "maschinell" verwendet. Mir ist das Wort völlig geläufig und ich sehe keine Veranlassung, daraus abstruse Ableitungen wie "härisch" (ist eh an den Haaren herbeigezogen, denn "mit den Haaren" macht man nichts aktiv) zu bilden. Sprache ist nicht formal ableitbar - aus "händisch" folgt nicht zwangsläufig "füßisch", "armisch" oder "köpfisch". "Händisch" ist einfach nur eine sprachliche "Verdeutschballhornung" des lateinischen "manuell". Das kann man als Schwachsinn irgendwelcher sprachunkundigen Idioten abwerten oder einfach als nettes sprachliches Kleinod hinnehmen. Im Übrigen ist "händisch" ebenso wie "manuell" ein Adverb (etwas händisch eingeben) oder Adjektiv (händische Eingabe), während Moppi mit "hören", "riechen", "beäugen" Verben aufgreift. Für vergleichbare Sachverhalte haben sich eben sprachlich andere Varianten gebildet. Alternativ zu "händisch" gibt es ja noch "per Hand" und "mit der Hand". Üblich sind "zu Fuß", fußläufig", "per pedes". Wo der Sprachgebrauch andere Wortschöpfungen aufgreift, wird man sich dem in gewissem Maße beugen müssen. Das kann ja durchaus regional oder sozial unterschiedlich sein. Allerdings wäre manchem ein gepflegterer Umgang mit sprache ans Herz zu legen. Der eine "erledigt Besorgungen", der andere "geht aldi". Letzteres ist (sprachlich) entbehrlich.
Ich bin durchaus ein Freund gepflegter Sprache und kann auf den zunehmenden Verfall der deutschen Sprache gerne verzichten. Ich frage mich öfter, was unsere Schulen eigentlich den ganzen Tag machen, wenn ich Schrift und Sprache mancher jungen Menschen betrachte. Da wäre schon mal die Groß-/Kleinschreibung, die offenbar von Vielen nur noch als Empfehlung oder bereits als obsolet betrachtet wird. (Nicht wahr, Inka?) Kommas werden ebenso nur noch nach Gutdünken (oberallgeier) oder gar nicht mehr benutzt. Finde den Fehler: "[...] das Gossendeutsch, daß einem in den Öffis [...]" Nach einem Komma kommt schon auch mal ein "das" als Pronomen und nicht immer nur "dass" als Konjunktion - "daß" kommt aber auf gar keinen Fall, denn das wurde glücklicherweise abgeschafft. Und "Öffis" ist für mich "Gossendeutsch". Die Rechtschreibreform hat weit mehr Verbesserungen als neue Zweifelsfälle hervorgebracht. Nur Unverbesserliche, die zu bequem sind, sich von althergebrachten Sprachgewohnheiten zu trennen, beharren auf der vermeintlichen Unsinnigkeit der Reform. Die "Junge Freiheit" halte ich nun auch wirklich nicht für das geeignete Urteilsmedium in dieser Frage. Ich kann nur Rumgucker beipflichten - unsere Sprache ist in großen Teilen logisch, konsistent und verständlich. Wer sie vernünftig anwendet, statt dran rumzumäkeln, weiß diese Qualitäten zu schätzen.
ARetobor
15.11.2019, 10:51
Hallo Gnom67,
ein schöner Beitrag.
Ich habe noch Dingwort, Tätigkeitswort, Eigenschaftswort usw. gelernt.
Siehe Übersicht:
https://de.wikipedia.org/wiki/Grammatikbegriffe_im_Deutschen
Leider bin ich in Sachen Rechtschreibung auch nicht besonders begabt!
Halten wir fest, dass A und O ist die Lernfenster im Leben richtig zu fördern!
Nun, wir sollten aber die Lese- und Rechtschreibstörung nicht vergessen.
Schnell werden diese Menschen als dumm abgestempelt.
Gruß
AR
PS
Wer, einen Fehler findet, darf ihn behalten.
Ich habe auch nichts gegen Reformen. Aber warum muss alle zwei Generationen die Rechtschreibung geändert werden? Zumindest gefühlt, findet das so etwa in diesen Abständen statt.
Sprache und das Schreiben sollten auch von Generation zu Generation weitergegeben werden. Durch diese ständigen Änderungen wird das erschwert und es führt zu keiner Besserung.
Ich halte "händisch" für entbehrlich und schlechtes Deutsch, wie das "halt" eben auch( ich habe "halt" .. ich gehe "halt" ... ich muss "halt" ... usw.) der Duden erklärt es selbst mit "manuell".
Bei uns herrscht noch Dialekt und regional bedingt ist es eben so, dass wir hier durchaus auch so sprechen und das völlig "ok" ist, wie im Beispiel:
"Wollt ihr das dort mit der Maschine machen?", "Nein, das machen wir so." Auf "manuell" wird hier verzichtet.
MfG
Der Wortschatz einer Sprache ist keine statische Größe; er ist vielmehr in ständiger Veränderung begriffen: dem trägt z.B. auch der Duden Rechnung.
Auch die Rechtschreibung ist oft von (ur-)alten Gewohnheiten überfrachtet, das "ß" (zusammengesetzt aus "s" und "z") ist nur eines dieser Beispiele, und nicht alles, was man lange so oder so gemacht hat, ist auch logisch nachvollziehbar, daher Rechtschreib-, Zeichensetzungs- und Grammatikreformen. Bei vielen Rechtschreib-Änderungen wurde z.B. der Wortherkunft stärker Rechnung getragen (nicht mehr "bleuen" sondern "bläuen", denn es kommt von "blau", oder früher "Greuel", jetzt: "Gräuel", denn es kommt von "Grauen", s.a. "grausam").
Zum Stichwort "Dialekt": Die deutsche Standardsprache setzt sich aus Standardvarietäten der deutschen Dachsprache zusammen - die Dialekte (Mundarten) werden dagegen nur teilweise von dieser Sprache überdacht. Als deutsche Rechtschreibung wird die Rechtschreibung der deutschen Standardsprache bezeichnet (Wikipedia) - Dialekte bleiben hier daher oft "außen vor".
Die Bedeutung eines Wortes ist ebenfalls nicht statisch: "die Bedeutung eines Wortes ist sein (aktueller) Gebrauch in der Sprache" (L. Wittgenstein). Das gilt nicht nur für wechselnde Wortbedeutungen "etablierter" Wörter und Begriffe im (Satz-) Kontext ("Bank, "Bein", "Schein",...), sondern auch für "Modeerscheinungen" wie - unter vielen anderen - : "geil", "cool", im Englischen und als Lehnwörter auch "fresh", "hip".
Alles Weitere wäre m.E. mit der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS), dem Rat für deutsche Rechtschreibung der Kultusministerkonferenz und mit der Dudenredaktion zu diskutieren, sonst wird es hier ein Streit um des Kaisers Bart... ;)
Sprache ist lebendig (äh, ist halt so ;- ) und der Versuch, ab und zu die gröbsten Auswüchse wieder in ein nachvollziehbares Regelwerk zu fassen, ist durchaus löblich. Wo währn vir one denn gutten Lutherr, der unsrer Sprach vür alle ein gleiches Mass gegeben hath. Jeder thäte shreiben, wi er wolthe und keiner könte es fersten.
Dass es trotzdem zahlreiche Unstimmigkeiten gibt, ist ja nicht Konrads Schuld - dafür sind die Menschen verantwortlich. Es heißt "packen" aber "Paket" - die Engländer sprechen es richtig aus "Packet" - und schreiben es auch richtig.
"Geh weg" oder "Gehweg" - gleich geschrieben aber unterschiedlich ausgesprochen.
Bett, Gebet, Beet - drei Schreibweisen aber nur zwei Sprachformen.
Wem will man zumuten, das zu vereinheitlichen? Da lassen wir es besser, wie es ist.
Mir graut's allerdings schon vor der Einarbeitung der heute zunehmend gelebten Sprache in die Grammatikregeln. Den Genitiv werden wir dann wohl begraben müssen. (Das liegt ja auch klar im Ermessen von dem Sprecher.) Zeitformen werden im gesprochenen Deutsch ohnehin auf Präsens und Perfekt reduziert. ("Ich gehe (morgen) ins Kino." "Gestern hab ich Schule gehabt.") Nur "sein" wird noch gelegentlich im Imperfekt verwendet. ("Gestern war ich krank.") Artikel werden dann generell weggelassen ("Fährst du mit Auto oder Zug?") und Verben benutzen wir nur noch, wo man sich nicht selbst denken kann, welches gemeint ist. ("Mama, kann ich Eis?")
Die Franzosen sind uns in der Pflege ihrer Sprache weit voraus - und werden dafür oft belächelt. Aber im Grunde haben sie Recht. Und wenn die Unterschicht "Gossenslang" redet müssen das Leute mit etwas Bildung ja nicht zwangsweise nachmachen.
Ich bin durchaus ein Freund gepflegter Sprache und kann auf den zunehmenden Verfall der deutschen Sprache gerne verzichten. Ich frage mich öfter, was unsere Schulen eigentlich den ganzen Tag machen, wenn ich Schrift und Sprache mancher jungen Menschen betrachte.
anderes als rechtschreibung...
Da wäre schon mal die Groß-/Kleinschreibung, die offenbar von Vielen nur noch als Empfehlung oder bereits als obsolet betrachtet wird. (Nicht wahr, Inka?) Kommas werden ebenso nur noch nach Gutdünken (oberallgeier) oder gar nicht mehr benutzt.
man tut was man kann :-) aber wenn's drauf ankommt kann ich schon noch richtig großschreibung, und wenn's manchmal per winword passiert :-)
Sprache ist lebendig (äh, ist halt so ;- ) und der Versuch, ab und zu die gröbsten Auswüchse wieder in ein nachvollziehbares Regelwerk zu fassen, ist durchaus löblich. Wo währn vir one denn gutten Lutherr, der unsrer Sprach vür alle ein gleiches Mass gegeben hath. Jeder thäte shreiben, wi er wolthe und keiner könte es fersten.
so weit sind wir doch schon! ich bin ziemlich sicher, dass die letzte rechtschreibreform nur das eine zum zweck hatte: die Pisa-ergebnisse deutscher schüler künstlich nach oben zu pushen. Nicht einmal mehr "schreib wie du kannst" sondern "schreib wie du willst"...
ich bin ziemlich sicher, dass die letzte rechtschreibreform nur das eine zum zweck hatte: die Pisa-ergebnisse deutscher schüler künstlich nach oben zu pushen. Nicht einmal mehr "schreib wie du kannst" sondern "schreib wie du willst"...
PISA testet keine Rechtschreibung, außerdem ist die neue deutsche Rechtschreibung (Reformen 1996, 2006) nicht einfacher, sondern nur anders als die ältere(n).
Rumgucker
15.11.2019, 17:11
Hallo,
der Weg geht ganz klar weg vom individuellen Rumgeschreibsel hin zum standardisierten Knöpfchendrücken. Es ist schließlich zu unserem Vorteil, wenn wir die Meldung über einen Missstand mit einer dem Thema angepassten Auswahl von Knöpfen kommentieren können:
1. Finde ich gut.
2. Finde ich sehr gut.
3. Ich vermisse Katzenbilder.
An unsere älteren Leser:
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Viele Grüße
Wolfgang
PISA testet keine Rechtschreibung.
oh, da war ich wohl falsch... :-(
ARetobor
15.11.2019, 19:34
Diese Abkürzung finde ich furchtbar:
-es funzt
Gruß
AR
wo ich jedesmal laut schreien muss:
"Im Mai diesen Jahres..."
hardware.bas
16.11.2019, 12:17
Sprache ist tatsächlich Evolution.
Man kann sich höflich, korrekt, wählerisch oder auch gegenteilig von allem ausdrücken.
Insofern hatte die deutsche Rechtschreibreform etwas Positives, da Diese kaum jemand 100prozentig beherrscht, fallen auch eigene Rechtschreibschnitzer in schriftlichen Korrespondenzen nicht mehr so auf, was will man mehr?
VG Micha
Sprache ist tatsächlich Evolution.
Man kann sich höflich, korrekt, wählerisch oder auch gegenteilig von allem ausdrücken.
Insofern hatte die deutsche Rechtschreibreform etwas Positives, da Diese kaum jemand 100prozentig beherrscht, fallen auch eigene Rechtschreibschnitzer in schriftlichen Korrespondenzen nicht mehr so auf, was will man mehr?
VG Micha
das stimmt doch überhaupt nicht - nenne mal Beispiele, inwiefern sich in dieser Beziehung frühere Rechtschreibungen von der heutigen unterscheiden! Wenn sie heute aber logischer ist (was ja tatsächlich der Fall ist), ist das i.Ü eher von Vorteil.
hardware.bas
16.11.2019, 13:55
Doch, seit der Reform ist das aus eigener Erfahrung so, man kann sich auf den wesentlichen Inhalt der Korrespondenz konzentrieren und kaum jemand stößt sich mehr an Unwesentlichkeiten, sprich pingelinger Suche nach Rechtschreib- oder Grammatikfehlern. Es muss einfach nur "gut" aussehen und den inhaltlichen Kern treffen. Als Techniker sehe ich das gelassen und gewinne dieser Situation die positive Seite ab, ansonsten hätte ich Schriftsteller werden können.
VG Micha
Kann ich nicht bestätigen - wenn ich z.B. Bewerbungsschreiben bekommen habe, habe ich sehr genau auf Orthographie und Interpunktion geachtet, und viele meiner Berufskollegen ebenfalls. Gleiches gilt für andere "offizielle" Schreiben oder Aufsätze.
Wenn man allerdings eh nicht darauf achten will sondern nur drauf losschreibt, und auch der Leser nicht darauf achten will, dann ist es völlig egal ob alte oder neue Rechtschreibregeln, und so war es früher auch schon.
Dennoch sind die neuen Rechtschreibregeln deutlich logischer.
hardware.bas
16.11.2019, 17:08
Ich stimme diesen Ausführungen im Wesentlichen zu.
Was jedoch insbesonders Bewerbungsschreiben in technischen Berufen betrifft, so bedeuten diese ein beiderseitiges Auswahlverfahren. Erstens einen guten und informativen Eindruck beim zukünftigen Entscheidungsträger des neuen potentiellen AGs ohne Schnickschnack. Andrerseits kann der potentielle AN sehr schnell feststellen, ob sein beabsichtigtes Betätigungsfeld auch ernsthaft geboten wird. Wie gesagt, ich bin kein Verfechter primitiver und schnoddriger Ausdrucksweisen, jedoch verschwende zumindest ich im alltäglichen Bereich keine Energie mehr, zum Deutschsprachprofi zu werden und erwarte dies auch von keinem mehr. Meine Rechtschreib-, Grammatik- und Ausdruckkentnisse werden von meinen Mitmenschen als ziemlich gut empfunden, Perfektionist bin ich jedoch nicht, letztendlich ist mir das auch egal - sehr das alles ganz locker.
VG Micha
- - - Aktualisiert - - -
PS und sorry; da war mein Finger zum Absenden schneller, als die Kontrolle meiner letzten Nachricht; im letzten Satz habe ich "sehe" geschrieben, jedoch "sehr" wurde generiert.
Ein weiteres Beispiel, was die Rechtschreibmanie (wovon kaum ein Leser einen Vorteil geniesst) in Form von softwarebasierender Rechtschreibprüfung für Blüten treibt.
Das Wort "geniesst" war eben auch wieder unterstrichen, warum sollte ich jedoch auf der Tastatur dieses komische Alternativzeichen suchen, was die NDRR ruhig hätte entfernen können.
Rumgucker
18.11.2019, 09:58
Hallo Micha,
Das Wort "geniesst" war eben auch wieder unterstrichen, warum sollte ich jedoch auf der Tastatur dieses komische Alternativzeichen suchen, was die NDRR ruhig hätte entfernen können.
Mit "ss" würde es [genist] ausgesprochen werden müssen und nicht [geni:st]. Durch das "ie" davor hätte man den Verzicht aufs "ß" noch erklären können.
Aber es gibt halt Vokale, die man lang oder kurz ausprechen kann, was jeweils andere Worte ergibt. Eine einheitliche "ss"-Schreibung führt dazu, dass man die Aussprache und Bedeutung raten müsste,
Beispiel: Maße und Masse.
Ich finde viel ärgerlicher, dass wir kein groß geschriebenes "ß" kennen. Wenn im Schaufenster des Bekleidungsgeschäfts geworben wird mit "WIR NEHMEN IHRE MASSE", dann trau ich mich da nie rein...
Viele Grüße
Wolfgang
hardware.bas
18.11.2019, 18:57
Das Problem könnte man mit Doppelvokalen lösen, welche auch im Deutschen unlogisch benutzt werden, logisch währen "Aimer, Ai, gemainsam, kein Problem ... etc, aber andere Sprachen sind auch teilweise sehr unlogisch aufgebaut, auch kyryllisch basierende, welche mehr aussprachebezogene Zeichen haben, Wortschnitzel, wie zB "Kein schöner Land" oder "Deutsche Asphalt" scheinen keinen zu stören, abgesehen auch von der Gross- und Kleinschreibung. Jedoch ist jede Sprache Kulturgut und keine Mathematik ... deshalb lässt doch alle Menschen dieser Welt so schreiben, wie sie wollen ...
VG Micha
In keiner Sprache wird alles 100%ig so geschrieben wie es auch gesprochen wird, das stimmt im Deutschen sogar noch recht gut überein (vgl. englisch, französisch). Trotzdem hat jede Sprache Rechtschreibregeln.
Aber Rechtschreibung war ja auch eigtl nicht das Topic-Thema.
Rumgucker
18.11.2019, 20:34
Hallo Micha,
abgesehen auch von der Gross- und Kleinschreibung
Ein Gross ist für mich 12 x 12 = 144.
deshalb lässt doch alle Menschen dieser Welt so schreiben, wie sie wollen .
Warum? Wer 'C' programmieren will, muss Kernighan und Ritchie-Standard beherrschen. Gleiches gilt für die Deutsche Schriftsprache. Deren Standard steht im Duden.
Standardisierung steigert die Effizienz und vermindert z.B. o.a. Missverständnisse.
Viele Grüße
Wolfgang
hardware.bas
19.11.2019, 15:17
Darum programmieren ich ja auch in BASIC ... ups, jetzt wird wirklich offtopic ... deshalb ziehe ich mich jetzt auch aus diesem Threed zurück
VG Micha
Rumgucker
19.11.2019, 15:51
Hallo Micha,
wenn man Basic programmieren als "bäsisch" bezeichnet, bist Du wieder optimal auf Kurs... ;)
Viele Grüße
Wolfgang
Mal eine Liste machen: Hand, Nase, Ohr, Fuß, Mund, Auge, Basic
Klingt doch irgendwie schlüssig ;)
Viele Grüße
Moppi
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