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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Nähkästchenplauderei: Überspannung durch Nullpunktverschiebung durch def. Nullleiter



Andree-HB
18.07.2019, 07:13
Moin Kollegen,
wir hatten die Tage massive Probleme mit mehreren durchschmorten Netzteilen an (redundant versorgten) Geräten in verschiedenen Schränken und der Auslösung von Überstromschutzschaltern.
Nach Überprüfung hingen die betroffenen Netzteile alle an der gleichen Phase, die in einem Schaltschrank zentral bereitgestellt wird(werden). Messungen ergaben Spannungsspitzen in den Phasen.

....was war im Endeffekt die Ursache ?

Eine zu fest angezogene (überdrehte) Schraube in einer Nullleiterklemmenbrücke hat dafür gesorgt, dass diese Klemme/Leitung immer mal wieder am "brizzeln" war, dieses aber so gut wie nicht zu sehen/hören war...nur durch Zufall hatte ein Kollege ein kleines "Rauchwölkchen" bei Lastzuschaltung im Schaltschrank gesehen. Dadurch kam es dann für einen winzigen Moment zu einer Nullpunktverschiebung im Drehstromkreis und damit ungleichen Spannungen zwischen den Phasen (& Null). Die dadurch auftretende Überspannung an einer Phase hat dann die NT gekillt. Der Fehler hätte sich im ungünstigsten Fall noch lange hinziehen können.

Lösung:
Klemmen/Brücke wurde getauscht (und korrekt angezogen), danach war Alles wieder i.O.
Es werden nun mit Wärmebildkamera weitere Prüfungen stattfinden.

Ergebnis:
eine kleine Minischraube kann unglaublich viele Probleme verursachen
Nach fest kommt (fast) ab
Der Zufall bringt manchmal die Lösung
Redundanz ist nicht nur ein unnötiger Kostenfaktor (Controller), sondern elementar wichtig!

021aet04
18.07.2019, 08:15
Bei uns in der Firma hatten wir ein ähnliches Problem, nur das nichts kaputt ging.
Nach dem Wochenende wollten ein paar Kollegen die PCs einschalten und nichts ging.
Sicherungen alle ok. Es stellte sich heraus das die Anschlussklemme (Alle Sicherungen sind auf Klemmen gelegt) "nur" locker war.
Der Kreis war auch schon jahrelang ohne Änderungen in Betrieb.
Die Klemme wieder festgezogen und alles ging wieder (und das mittlerweile auch wieder ein paar Jahre).

MfG Hannes

Ceos
18.07.2019, 08:34
Da hab ich auch so eine leichte bis mittlere Horrorgeschichte.
Als mein Vater noch in der Forschung gearbeitet hatte, auf einem sehr alten Forschungsgelände mit einem zentralen Stromanschluss, gab es mal eine 1 wöchige Wartung am Hauptanschluss und danach noch eine Woche Wartung in allen Gebäuden, weil bei der Wartung am Hauptanschluss 2 Phasen vertauscht worden sind und alle Drehstromtechnik (Vakuum Pumpen besonders) plötzlich falsch rum lief und einige Geräte kaputt gegangen sind bevor jemand den Strom rechtzeitig am morgen wieder abschalten konnte ...

Ich frage mich bis heute wie man es schafft beim Hauptstrom die Phasen zu verwechseln?! Ich meine kann ja sein dass die Kabel irgendwie codiert sind (mal ernsthaft, gibts da ne Codierung?) und vorher schon falsch drin war und die bei der Wartung das dann "sachgerecht" falsch herum wieder angeklemmt haben oder jemand hat beim markieren nach der Abschaltung gepennt!?

hardware.bas
09.08.2019, 22:46
Wartung kann wichtig sein, in vielen Faellen jedoch als unproduktive Ergotherapie fuer nichtausgelastete Ingeneure zu werten. Ich kenns aus eigener Erfahrung. Nullpunktverschiebung im 3-Phasennetz Folge TK-Anlage durch Ueberspannung zerstoert, weil der Energieversorger wuest rumschalten musste, unlogische Wartungsplaene von Schreibtischingeneuren, welche vom richtigen Fachmann getrost ignoriert werden darf, etc
Das Tragische dabei ; es gab mal ein KKW, wo ein Wartungstest angewiesen wurde, welcher kurz vor dessen Eskalation noch von Praktikern haette abgewendet werden koennen, aber DUMM war Vorgesetzter und PRAKTIKER musste folgsamer Fuesselecker sein.
VG Micha

White_Fox
09.08.2019, 23:14
Mit fachlich Vorgesetzten scheinst du aber öfter mal Probleme zu haben, hm?

Ansonsten:
Ich hab mal in einer Firma (Elektroanlagenbauausführung) gearbeitet, und wir sollten in einem alten Stahlwerk die Mittelspannungs- und Niederspannungsverteilung ein bisschen neu machen. Alt heißt, daß die Anlage in den 50ern erbaut wurde.

Um möglichst viel Geld zu sparen (Haha) sollten die alten Öl-Bleimantelkabel wiederverwendet werden. Ölkabel, vor allem so alte, faßt man besser gar nicht erst an da man nicht weiß ob man dabei die Isolierung zerstört. Natürlich müssen die Kabel aber bewegt werden bei der Montage, geht ja nicht anders.
Zu allem Überfluß war Mittel- und Niederspannung über ein Drei-Leiter-System angebunden und mußte auf Vier-Leiter umgebaut werden.
Also hat der Planer (auf Druck des Geldausgebers) sich Folgendes ausgedacht: Der Bleimantel der Kabel dient als neuer vierter Leiter, als Neutralleiter.

Das Ende von Lied: Sicherungen haben nicht mehr ausgelöst (zu hohe Kurzschlussimpedanz -> zu geringer Kurzschlußstrom), über die Schirmung der Automatisierungsanlagen fröhlich vagabundierende Ströme (zugegeben, die waren teilweise schon vorher ein Problem), zu geringe Isolationswiderstände...am Ende hat man die Kabel dann doch ausgebuddelt.

hardware.bas
10.08.2019, 21:57
Mit fachlichen Vorgesetzen nicht, jedoch mit nichtfachlichen Vorgesetzten schon, die kriegen das dann auch im Interesse des Unternehmens zu spueren, wenn man "Unfug realisieren soll". Bin eigentlich kanns vertraeglich, jedoch bei einigen kontraproduktiven Anweisungen "klappt mir das Messer auf", danach ist alles wieder gut, und wieder hatten die Praktiker recht.
VG Micha