Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Frage Qualifikation/Zertifizierung nötig?
Hallo beisammen,
ich würde gerne wissen, wie die VDE-Vorschriften hinsichtlich Qualifizierungen und ausführbaren Arbeiten aussieht.
Als Maschinenbaustudent habe ich keinerlei Qualifizierung. Somit ist mir klar, dass ich keinerlei Geräte kommerziell anfassen und reparieren darf. Aber dürfte ich eine Schaltung entwerfen und fertigen, die von einem Elektriker angeschlossen wird? Hierbei soll es sich um eine Ansteuerung eines Schützes via Arduino handeln ( http://de.wikipedia.org/wiki/Sch%C3%BCtz_%28Schalter%29 ).
Weiterhin wüsste ich gerne, ob ich z.B. Schaltungen für Gitarren zusammenlöten dürfte. Ich würde gerne in nicht all zu ferner Zukunft eigene Gitarren bauen. Hierfür ist natürlich der Einbau von passiven oder aktiven (via 1-29V Block-Batterien gespeißten) Schaltungen nötig. Dürfte ich solche Tätigkeiten ohne Qualifikation durchführen?
Gibt es 'Grundzertifikate', die man mit nicht all zu großem finanziellen Aufwand erwerben kann, die einem die Weichen für solche Projekte stellen?
Oder darf ich überhaupt keine Basteleien kommerziell durchführen?
Oder gibt es eine Möglichkeit, seine Schaltung prüfen und dadurch zertifizieren zu lassen?
HannoHupmann
21.02.2014, 11:51
Im Prinzip darf man alles, wenn man damit niemanden gefährdet. Sobald man eine Schaltung oder eine Maschine in Umlauf bringt, muss dieser Schutz für Andere gewährleistet sein. Verkauft man eine Schaltung, muss dieses sogar abgesichert werden. Hier kommt nun die VDE, der TÜV und Co, ins Spiel und erteilt Zertifikate wie GS usw. Rechtlich läuft es einfach darauf hinaus, dass du als Hersteller für deine Produkte verantwortlich bist und garantieren musst, dass durch diese niemand zu Schaden kommt. Durch eine Prüfung kannst du - im Falle eines Falles - nachweisen, dass du alles Maßnahmen getroffen hast, um ein Gefährdung auszuschließen (siehe Normen des Gesetzgebers).
Auch als Student hast du eine Qualifizierung! Anders als Otto Jedermann, wird von einem Studenten erwartet, dass er z.B. ab dem Vordiplom gewisse technische Kenntnisse hat. So wurde z.B. bei mir allen Studenten nach dem Vordiplom bescheinigt, dass man eine "EUP" (elektrotechnisch unterwiesene Person) ist. Mit dem Diplom wird man dann zur Elektrofachkraft. Je nach Studienrichtung z.B. auch für Hochspannungsanlagen.
Aber Fachkraft ist nicht gleich Fachkraft, so darf ich auch mit einem Diplom in Elektrotechnik keine elektrischen Installationsarbeiten ausführen (z.B. im Hausbau), denn der Elektroinstallateur ist Ausbildungsberuf der Handwerkskammer und damit ein geschützter Beruf!
Zurück zur Frage: Für alles was man kommerziell vertreibt ist man als Hersteller verantwortlich und haftbar! Alle Zertifikate helfen dir, deinen Kopf zu retten, wenn etwas passiert (ansonsten droht Gefängnisstrafe für fahrlässige Körperverletzung). Ausnahmen sind "Bausätze", denn der Hersteller ist der Kunde selbst und nicht der Lieferant.
Danke für die Info.
Bei Gitarrenschaltungen sieht es ja so aus, dass diese meißtens passiv aus einigen Spulen, Potis und Kondensatoren bestenen - und selbst wenn es da einen Kurzschluß gibt, passiert nichts, außer vielleicht einem Knacksen im Amp.
Bei aktiven Schaltungen passiert auch nicht viel. Hier würde ich auf z.B. EMG-Tonabnehmer zurückgreifen. Diese werden fertig mit Schaltung vergossen, so dass man sie, wie die passive Variante, lediglich mit der Buchse, zusätzlich jedoch noch mit dem 9V-Akku verbinden muss. Da sehe ich kein Risiko einer Haftung, höchstens, dass mal eine Klinkenbuchse nachgelötet werden muss - aber so ist das halt bei Gitarren ;)
Bei der anderen Schaltungsidee möchte ich mit einer niedrigen Spannung einen Mikrokontroller nutzen, der mittels Sensoren einen Ausgang schaltet. Dieser Ausgang wiederum soll einen Halbleiter-Schütz in einem Schaltschrank bedienen, der von einem Elektroinstallateur fachgerecht montiert wird. Mein Part der Schaltung sieht eine Fertiglösung zur Stromversorgung und einen Schaltschrank vor, so dass da eigentlich nur bei der Schaltelektronik was schief gehen könnte. Soweit ich gelesen habe, werden die Schütze jedoch gerne mit Optokopplern geschaltet, weshalb mein Aufbau beim Schalten galvanisch vom Schütz getrennt ist.
Weißt du denn dennoch was ich mir an Zusatzqualifikationen aneignen könnte, um 'besser dazustehen'?
Wie du bereits gemerkt hast, kenne ich mich in diesem Bereich gar nicht aus. Gibt es evtl. VHS-Kurse, die mir eine Qualifikation verleihen können?
Was könnte man denn als Gewerbe eintragen lassen, wenn man sich mit sowas befasst? 'Produktionshelfer Veranstaltungstechnik' oder sowas?
Was könnte man denn als Gewerbe eintragen lassen, wenn man sich mit sowas befasst? 'Produktionshelfer Veranstaltungstechnik' oder sowas?
Da würd ich mal ein Gespräch mit einem Steuerberater führen. Stichworte sind da z.B. Gewerbesteuer und Kammerbeiträge.
MfG Klebwax
Hallo!
Ich habe noch meine schon ungültige Handwerkskarte aus der Zeit wenn ich noch Werkstatt geführt habe mit Eintrag: "Herstellung u. Reparatur elektronisher Geräte" gefunden.
Als Lektüre: https://www.roboternetz.de/community/threads/62945-Produkte-auf-den-Markt-bringen . ;)
Picojetflyer
22.02.2014, 11:52
Weißt du denn dennoch was ich mir an Zusatzqualifikationen aneignen könnte, um 'besser dazustehen'?
Wie du bereits gemerkt hast, kenne ich mich in diesem Bereich gar nicht aus. Gibt es evtl. VHS-Kurse, die mir eine Qualifikation verleihen können?
Was könnte man denn als Gewerbe eintragen lassen, wenn man sich mit sowas befasst? 'Produktionshelfer Veranstaltungstechnik' oder sowas?
Joa sowas gibt es, schau mal bei der SGD nach. Da gibt es (http://www.sgd.de/technik/elektrofachkraft.php)Fachkurse (http://www.sgd.de/technik/elektrofachkraft.php)
Du kannst die alles mögliche auf deinen Gewerbeschein schreiben lassen, du kannst auch Sachen nachtragen lassen. Es kommt aber etwas auf die Formulierung an. Auf meine Steht "Herstellung und Vertrieb von...." So lange der Kunde zufrieden ist und niemanden was passiert, kräht da auch kein Hahn nach. Im Schadensfall bist du aber mit Hab und Gut verpflichtet dafür grade zu stehen.
Du kannst deine Schaltung aber auch durch einer Elektrofachkraft abnehmen lassen (Schriftlich), deine Schaltung dann extern herstellen lassen, und dich selbst um den Vertrieb kümmern. Je nachdem was du an Gewinn erzielen willst, wird es eh auf diese Schiene herauslaufen. Mit selber bauen und Verkaufen wirst du nicht reich :)
Gruß
Matthias
Nun ja, bei dem Gitarrenprojekt gehts eher um die Gitarren als um die 3 Posit, zwei Spulentonabnehmer und 2 Kondensatoren.
Bei der anstehenden Schaltung gehts um ein Projekt, das ich für einen Freund umsetzen soll.
Und ansonsten schaue ich mir nächste Woche eine Firma an, die jemanden suchen, der nach der Herstellung von Prototypen die Schaltung in Kleinauflagen zusammenbruzzelt. Also nichts wirklich anspruchsvolles.
Das Problem ist halt, dass mein derzeitiger Studentenjob enorm schlecht vergütet wird und ich hierin die Möglichkeit sehe, mehr zu verdienen, mich einem interessanteren Aufgabengebiet zu widmen und was dazu zu lernen.
Also ein persönlicher Fortschritt für mich.
Danke für euere Antworten und die Links!
Bzgl. der Formulierung auf dem Gewerbeschein mach ich mir schon seit Tagen nen Kopf. Hab keine Ahnung von sowas ;) Und Ärger mit der IHK oder Gewerkschaften möchte ich keinen.
Und Ärger mit der IHK oder Gewerkschaften möchte ich keinen.
Ärger ist etwas zu allgemein. Von IHK bis zum Finanzamt wollen alle nur eins: dein Geld. Und am liebsten als Vorauszahlung. Manchmal nicht direkt, sondern getarnt, als Versicherung (Berufsgenossenschaft), als teure Pflichtkurse oder als regelmäßige Untersuchungen. Sobald du ein Gewerbe anmeldest, werden alle diese Organisation von deiner Existenz informiert (deswegen hatte früher die Anmeldung so viele Durchschläge).
Mein Rat nochmal: rede mit einem erfahrenen Steuerberater. Das kostet zwar auch Geld, aber wenn er gut ist, kriegt man das vielfach wieder heraus.
MfG Klebwax
Sodala, inzwischen bin ich neben meinem Studium selbstständig gemeldet :)
Das Gespräch mit dem Steuerberater war leider nicht ganz so hilfreich, wie ich dachte. Bzgl. dessen was ich mit ihm abgesprochen hatte, was in den Gewerbeschein hinein soll, meinte die Dame beim Gewerbeamt nur "Das ist keine selbstständige Tätigkeit"...weshalb ich da andere Begrifflichkeiten nehmen musste.
Aber hauptsache, die für mich relevanten Gefielde sind abgedeckt, damit ich von dieser Front keinen Ärger erwarten kann ;)
Inzwischen hab ich auch ein Geschäftskonto eröffnet und warte jetzt auf meine Steuernummer, damit ich Rechnungen schreiben kann. Ein Freund hat mich da netterweise auf das kostenlose Tool Faktura hingewiesen (man muss jedoch ne Änderung in der Vorlage machen, damit die MwSt in der richtigen Reihenfolge ausgewiesen wird...).
Picojetflyer
31.03.2014, 10:11
Inzwischen hab ich auch ein Geschäftskonto eröffnet und warte jetzt auf meine Steuernummer, damit ich Rechnungen schreiben kann.
Frage wegen der Steuernummer bei deinen Finanzamt lieber direkt nach. Sonnst wartest du... und wartest... und wartest.. (eigene Erfahrung)
Hast du den Anmeldebogen vom Finanzamt schon bekommen?? Da gibt es auch genügen Stolperfallen drin. Stichwort "Verzicht auf Kleingewerberegelung" oder erwarteter Umsatz im Jahr.
Welchen Umsatz strebst du an? Hast du den unterschied zwischen Umsatz und Gewinn verstanden?
Deine DE Steuernummer beantragst du Online sobald du deine Steuernummer bekommen/erfragt hast.
Du wirst auch noch Post von der IHK bekommen. Die wollen auch Geld.
Die Stadt meldet sich auch noch bei dir, wegen Mülltonnen und so. Aber das wird von Gemeinde zu Gemeinde unterschiedlich sein.
Gruß,
Matthias
oberallgeier
31.03.2014, 11:42
... VDE-Vorschriften hinsichtlich Qualifizierungen ... Maschinenbaustudent ... keinerlei Qualifizierung ...
... neben meinem Studium selbstständig gemeldet ...Welche Firmenart? Ein beratender Techniker ist a) keine geschützte Bezeichnung und könnte doch b) auch hin und wieder etwas verkaufen !?!? Vielleicht auch etwas selbst Gefertigtes !? Dazu mal sorgfältig das Blatt für die Gewerbeanmeldung durchlesen. Natürlich muss Jeder die üblichen Formalia/Vorschriften/Konzessionen (VDE etc) beachten/befolgen.
Ist überhaupt ein Gewerbeschein erforderlich? Für manche geschäftliche Tätigkeit braucht man (je nach Bundesland) keinen Gewerbeschein - auch hier sollten die entsprechenden Blätter sorgfältig gelesen werden. Denn die IHK z.B. bekommt ja nicht alle Kleinunternehmen in eine Zwangsmitgliedschaft.
Ich würde in (D)einem solchen Fall zur BFA (früher Arbeitsamt) gehen - und mich wegen einer Kleinselbständigkeit beraten lassen, z.B. Stichwort 1-Mann-Selbständigkeit. Wobei es hier auch Berührungsprobleme geben könnte z.B. mit BAFöG. Der Gewerbeschein kann ja auch wieder abgegeben werden *ggg*.
Den Fragebogen hab ich mir ausgedruckt und gestern endlich abgeschickt :D
Verzicht auf Kleingewerberegelung ist im Fokus, obwohl mein Umsatz vermutlich lange nicht an die 17500€ rankratzen wird. Das bietet mir einfach den Vorteil, Sachen für meine Geschäftsideen anzuschaffen ;)
Bafög bekomm ich schon seit ner Weile nicht mehr, weshalb ich nun mehr Geld verdienen muss, um über die Runden zu kommen. Mein bisheriger Job hat zwar Spaß gemacht, war jedoch für heutige Verhältnisse völlig unterbezahlt. Da ist die Inflation der letzten 5 Jahre spurlos dran vorbeigezogen...
Eine Gewerbeanmeldung ist auch deshalb nötig, da ich Auftragsarbeiten in verschiedenen Bereichen erledigen möchte. Z.B. habe ich noch eine Ausbildung als gestaltungstechnischer Assistent im Hintergrund. Und ich hab da auch schon eine Firma im Auge, die ggf. hin und wieder meine Dienstleistungen in der Hinsicht einkaufen wollen würde ;)
Allrounder sind eben überall gern gesehn :D
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