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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : (Audio-) Schaltung vor GSM-Störungen schützen



Bumbum
13.03.2011, 08:51
Guten Morgen,

ich benötige aktuell wieder einen aktiven Tiefpass für einen Subwoofer. Das ganze ist ja eigentlich kein Problem, ein OP, eine handvoll passive Bauteile und ein Steckernetzteil. Alles in allem keine 10€. Wenn ich sowas fertig kaufen müsste wäre ich ein vielfaches los. (Abgesehen vom fehlenden schicken Gehäuse bei meiner Lösung). Dafür könnte ich das ganze auch schnell am Sonntag aus der Bastelkiste zusammenlöten.

Wenn da nicht diese (gemeinen) Handys wären. Ich habe es noch nie geschafft eine Audio-Schaltung zu bauen, die nicht extrem anfällig gegenüber den bekannten Störgeräuschen ist, die ein Mobiltelefon vor allem bei GPRS Datenverbindungen erzeugt. Im UMTS Netz ist nichts zu hören, liegt bestimmt an der anderen Frequenz. Aber im GSM-Betrieb, oder bei GPRS Datenübertragung ist meine 10€-Lösung durch die Störgeräusche nicht tragbar.

Wie schützt man seine Schaltung vor derartigen Störungen? Alufolie "rumwickeln" mindert das ganze zwar etwas, aber erträglich wird es dadurch trotzdem nicht. Das liegt bestimmt daran, dass die Folie die Strahlung zwar auffängt, aber dann wohin damit?

Wie wird das z.B. in den Kofferradios mit Plastikgehäuse gelöst? Da gibt es ja auch keine Schirmung für die Elektronik und trotzdem hört man da keine Störgeräusche.

Gibt es Möglichkeiten, die Störungen zu vermeiden? (Schirmung wäre auch eine Lösung, wenn ich nur wüßte wie)

Vielen Dank und viele Grüße
Andreas

BMS
13.03.2011, 09:09
Hallo,
du könntest deine Schaltung in ein HF-dichtes Weißblechgehäuse einbauen und das Gehäuse dann mit Masse verbinden.
Die Audio(signal)leitungen solltest du grundsätzlich abschirmen, auch bei Steckverbindungen darauf achten.
Und falls die Störungen auch in die Versorgungsleitung einkoppeln, kannst du an der Stelle noch LC-Filter einbauen.
Dann sollte eigentlich nicht mehr viel von den Störungen übrig bleiben ;)
Grüße, Bernhard

Bumbum
13.03.2011, 09:22
Guten Morgen Bernhard,

danke für deine Antwort. Das hört sich umsetzbar an.

Das mit der Schirmung der Signalleitungen verstehe ich nicht ganz. Warum kann ich z.B. ein Billigst-Cinch-Kabel zwischen CD-Player und Verstärker ohne Störungen verwenden, und bei meiner Schaltung sollte ich auf Schirmung achten? Filtern die Kaufgeräte eventuell auch am Eingang? Sollte man hier allgemein einen Tiefpass bei z.B. 50kHz setzen? Aber die Störungen sind ja im hörbaren Bereich. Die werden durch so ein Filter doch gar nicht erfasst oder?

Hast du noch einen Tipp für ein LC-Filter für die Versorgungsspannung? Wie dimensioniert man sowas?

Viele Grüße
Andreas

BMS
13.03.2011, 12:41
Das mit der Schirmung der Signalleitungen verstehe ich nicht ganz. Warum kann ich z.B. ein Billigst-Cinch-Kabel zwischen CD-Player und Verstärker ohne Störungen verwenden, und bei meiner Schaltung sollte ich auf Schirmung achten? Filtern die Kaufgeräte eventuell auch am Eingang? Sollte man hier allgemein einen Tiefpass bei z.B. 50kHz setzen?

Selbst die billigen Cinchkabel müssten eigentlich eine Schirmung haben.
Welche Kabel du aber für deine Schaltung verwendet hast weiß ich ja leider nicht.

Ich vermute schon, dass Kaufgeräte den Eingang etwas filtern werden.
Ein 50kHz-Filter wirst du wahrscheinlich nicht brauchen, weil du ja sowieso einen aktiven Tiefpass für deinen Subwoofer hast (oder aus welcher Box hörst du die Störungen vom Handy?).



Aber die Störungen sind ja im hörbaren Bereich. Die werden durch so ein Filter doch gar nicht erfasst oder?

Das ist eben die Schwierigkeit. Du könntest zwar ein Filter mit niedriger Grenzfrequenz einsetzen, das würde dann aber wiederum den Klang verändern. Besser ist also, überhaupt das Problem an der Wurzel zu packen.



Hast du noch einen Tipp für ein LC-Filter für die Versorgungsspannung? Wie dimensioniert man sowas?

Also es gibt die Formel f = 1 / ( 2*Pi*Wurzel(L*C) ), damit kann man das ausrechnen.
Größenordnung würde ich mal sagen die Induktivität im Bereich 100µH...10mH und möglichst niederohmig, den Elko so vielleicht 470µF aufwärts, parallel dazu am besten noch Keramikkondensatoren.

Wenn du das Weißblechgehäuse nimmst, kannst du ja Löcher bohren und Cinchbuchsen einbauen. Dann wäre zumindest die Strecke Audioquelle-Cinchkabel-Schaltung-Cinchkabel-Subwoofer gut abgeschirmt.
Für die Versorgung kann man sog. Durchführungskondensatoren verwenden, siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Durchf%C3%BChrungskondensator und die Leitung verdrillen (notfalls noch nen Ferrit drauf).

Grüße,
Bernhard

PICture
13.03.2011, 13:35
Hallo!

@ Bumbum

Üblich werden in Audioschaltungen im Plastikgehäuse mehrere kleine mit kurzen Pins (z.B. um 100 pF SMD) HF kurzschliessende und AF nicht beeinflüssende Vielschichtkeramikondensatoren eingesetzt. ;)

Bumbum
13.03.2011, 16:55
Hallo Bernhard,

selbstverständlich habe ich normale Cinchkabel bei meinen Audio-Schaltungen verwendet. Aber unter Schirm verstehe ich was anderes wie die Masseverbindung, die bei einem normalen Cinch-Kabel um die Signalleitung gewickelt ist. Ein Schirm ist noch mal eine extra Schicht außenrum, UND nur an einer Seite angeschlossen. Da haben wir uns wohl mißverstanden.

Ich habe schon mehrere Schaltungen gebaut, um mal "auf die Schnelle" was auszuprobieren. Aber allen war gemeinsam, dass hinten dran immer Störgeräusche vom Handy in den Lautsprechern zu hören waren. Deshalb wollte ich es diesmal versuchen richtig zu machen.

@PICture: Wo werden denn die 100pF platziert? Als Ablock-Kondensatoren an der Versorgungsspannung, oder im Signalweg?
Hast du vielleicht auch ein Beispiel, welche Kondensatoren (HF kurzschliesende und AF nicht beeinflussende) du meinst. SMD-löten ist für mich überhaupt kein Problem. (Und ich kaufe normalerweise bei Reichelt ein, ein Tipp von da wäre nett.)

Viele Grüße
Andreas

PICture
13.03.2011, 17:19
Die Kondensatoren werden so lange experimentiell im Signalweg plaziert, bis die Schaltung auf EMV Störungen immun ist.

Man sollte von Eingang (Poti ?) anfangen und bis Erfolg zum Ausgang gehen. Es ist nicht möglich z.B. wegen unekannte Spektrum der Störungen, die Stellen theoretisch zu berechnen, sollte aber schneller, als Bau eines Metallgehäuses, gehen.

Ich könnte dir nur so ein Tipp geben, dass es nicht unbedingt SMD Kondensatoren seien müssen, da ein paar mm lange Anschlüsse noch nicht zu grosse Induktivität haben (ca 1nH/mm). Ich würde solche kaufen, die sich am einfachsten fast überall in deiner bereits existierender Schaltug direkt anlöten lassen. :)

Bumbum
13.03.2011, 17:24
Hallo PICture,

der Eingang wird wohl erst mal ein OP als Impedanzwandler sein. Dann der Tiefpass und dann eventuell noch eine Verstärkerstufe mit Poti für den Pegel.

Die 100pF meinst du dann experimentel in Reihe im Signalweg? Oder "parallel" auf Masse verbunden?

PICture
13.03.2011, 17:43
Die Kondensatoren sollen die Störungen am Signal mit Masse kurzschliessen, damit sie nicht weiter kommen, also paralell zwischen Signalweg und Masse angelötet werden.

Bumbum
19.05.2011, 17:54
Hallo,

ich habe die Schaltung heute zum laufen gebracht. Siehe mein anderer Thread mit dem Oszi. ;-) Dort wurde zwar über die wüst platzierten 100pF geschimpft, aber es funktioniert. Diese Schaltung ist fast gar nicht mehr anfällig gegen GSM-Störungen, vor allem bei Datenübertragungen im GPRS-Netz.
Mein Test hat ergeben, dass erst ab einer Entfernung von Handy zur Schaltung von einem halben Meter die Störungen anfangen. Aber alles noch ohne Gehäuse. Da auf jeden Fall eine Frontplatte aus Metall dazukommen soll, und ich noch nicht weiß, wie das restliche Gehäuse aussieht werden dadurch die Störungen vermutlich noch mal weniger.
Aber der halbe Meter ist auf jeden Fall mehr als ausreichend. Bei einer früheren, ähnlichen Schaltung hat man das Handy immer gehört, egal wo es sich in der Wohnung befand. Die Schaltung mit Alu-Folie einzuwickeln brachte auch nur minimale Verbesserung. Aber die 100pF waren wirklich der Super-Tipp!

So, aber nun habe ich ein andere Problem: Es brummt. :-)

Versorgt wird die Schaltung von folgendem Netzteil: http://www.reichelt.de/Kamerazubehoer/CAM-NT-12-1000/index.html?;ACTION=3;LA=444;GROUP=H516;GROUPID=401 9;ARTICLE=87119;START=0;SORT=artnr;OFFSET=16;SID=3 1TSwJLX8AAAIAAEyHYNUbc4c8e0627cc102260e7e5e3eb6d78 72

Die Spannung wird dann wie folgt für die OP's "aufbereitet":

18841

Der DC/DC-Wandler für die symmetrische Versorgungsspannung ist ebenfalls von Reichelt: http://www.reichelt.de/Wandler-Module-DC-DC/SIM2-0515D-SIL7/index.html?;ACTION=3;LA=444;GROUP=P853;GROUPID=495 6;ARTICLE=35065;START=0;SORT=artnr;OFFSET=16;SID=3 1TSwJLX8AAAIAAEyHYNUbc4c8e0627cc102260e7e5e3eb6d78 72

Wo könnte man noch was verbessern, um den Brumm zu vermeiden? Am Signal ist dies ja nicht möglich, da es mitten im Nutzsignal liegt.

Viele Grüße
Andreas

PICture
19.05.2011, 18:01
Hallo Bumbum!

Falls zulässig, würde ich GND der Schaltung auf sekundärer Seite des DC/DC Wandlers mit Schutzleiter (gelb/grün ?) verbinden und "zuhören". ;)

Bumbum
22.05.2011, 11:29
Hallo,

ich weiß nicht, ob das mit dem Schutzleiter eine gute Idee ist. Aber zur Not kann ich das mal testen. Bis jetzt ist die Anlage an keiner Stelle geerdet, soweit ich das überblicken kann.

Was ich gestern festgestellt habe: Wenn ich die Lautstärke-Potis anfasse (genauer: Die Metalgehäuse davon) brummt es richtig stark. Es könnte also doch sein, dass der Brumm nicht vom Netzteil, sondern von irgendwelchen Einstreuungen kommt.

Aber die Ausgangsstufe mit diesen Potis, ist eigentlich "Standard": (Bis auf meine 100pF :-) )

18861

Würde hier eine Schirmung des Gehäuses helfen? Ich wollte eine Alu-Frontplatte an ein Holzgehäuse bauen. Wenn Schirmung hilft, würde ich das Gehäuse mit Alufolie auslegen. Was ist davon zu halten?

Viele Grüße
Andreas

Besserwessi
22.05.2011, 11:53
Die Kondensatoren zum HF abblocken gehören vor den OP, hinter dem OP ist es oft schon zu spät, und die meisten OPs mögen keine so große Kapazitive Last. Es wird doch wohl hoffentlich nicht der LM324 in eine Audio-Schaltung sein - der verursacht reichlich Verzerrungen und eigentlich nur als Effektgerät zu gebrauchen.

Da Gehäuse als Schirm zu nutzen sollte schon helfen. Es reicht dabei wenn die Schaltungsmasse mit dem Gehäuse verbinden ist. Gegen Brummen hilft auch Alufolie. Gegen HF Störungen von Handy kommt es darauf an wie die Verbindungen sind. Ein kleiner Schlitz kann die Wirkung einer Schirmung da schon deutlich reduzieren.

Bumbum
22.05.2011, 16:34
Das mit den Kondensatoren hatten wird schon vorher im Thread. Aber solange nichts schwingt bin ich erst mal zufrieden. Beim nächsten mal werde ich es besser machen, versprochen!

Selbstverständlich ist der LM324 verbaut, der lag doch schön in der Bastelkiste! :-)

Aber die OPs sind gesockelt. Was würdest du den empfehlen?

Mit der Wirkung der verstreuten 100pF bin ich sehr zufrieden. GSM-Störungen sind fast weg. Ich vermute, wenn ich beim Gehäuse noch etwas Schirmung anbringe kann ich das Handy aufs Gehäuse legen und es wird erträglich sein.

Nur der Brumm muss jetzt noch weg.

Viele Grüße
Andreas