PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Makrolon vs. Hartpapier vs. X?



12.11.2009, 20:44
Hi zusammen,

ich bin auf der Suche nach dem geeigneten Material für mein nächstes Projekt. Dabei habe ich Makrolon und Hartpapier bisher in die nähere Wahl genommen.

Auf Grund der einfacheren Verarbeitung (Laubsäge und Co.) hatte bisher das 2mm-Hartpapier die Nase vorn. Nun habe ich aber gelesen, dass es (vor allem bei der Verarbeitung) ziemlich übel riechen und sogar Formaldehyd absondern soll... Ich weiß, dass hier schon einige mit Hartpapier gearbeitet haben, könnt ihr das bestätigen?

Da die Teile, die ich aus dem Material fertigen will, alle recht klein sind, erschien mir Makrolon nicht ganz so geeignet, da dort ja eher die Stichsäge als die Laubsäge angesagt ist und man einiges mehr beachten muss. Zudem wird das ganze Ding nicht schwerer als 1 KG, da sollte Hartpapier doch reichen, oder?

Was habt ihr für Erfahrungen mit den Materialien gemacht, oder gibt es gar nicht eine bessere Alternative (von Dibond hab ich hier auch schon oft gelesen, aber das ist ja noch schwieriger zu verarbeiten, oder?)

Beste Grüße

Sebbokalypse
12.11.2009, 21:11
Da ist irgendetwas schiefgelaufen, jedenfalls wollte ich den Thread eigentlich nicht als Gast eröffnen!

ranke
13.11.2009, 06:33
Nun habe ich aber gelesen, dass es (vor allem bei der Verarbeitung) ziemlich übel riechen und sogar Formaldehyd absondern soll... Ich weiß, dass hier schon einige mit Hartpapier gearbeitet haben, könnt ihr das bestätigen?


Ja, Pertinax (Hartpapier) riecht typisch, eher unangenehm verbrannt beim Sägen. Es riecht aber nicht nach Formaldehyd, eher nach Phenol. (Formaldehyd riecht in geringen Konzentrationen eher frisch und angenehm, in stärkeren Konzentrationen stechend). Phenol ist zwar auch nicht gesundheitsfördernd, wenn man gelegentlich das Fenster aufmacht dürfte aber nichts dagegen stehen.
Makrolon (Polycarbonat) ist auch nicht unproblematisch, thermische Zersetzung soll Bisphenol A freisetzen, ein Stoff der auch problematisch ist (aber möglicherweise nicht so intensiv riecht).
Es erstaunt immer wieder, dass die Geruchswahrnehmung bei der intuitiven Einschätzung von Gefahrstoffen eine dominierende Rolle spielt. Man sollte sich klarmachen, dass das ein Erbe aus der Steinzeit ist. Es gibt sowohl stark giftige aber geruchlose, als auch stark riechende aber wenig gefährliche Stoffe. Letztere werden intuitiv als gefährlich wahrgenommen und gemieden, heimtückisch und gefährlich sind die ersteren.
Bei deinem geplanten Vorhaben dürften die freigesetzten Schadstoffmengen (bei beiden Materialien) unkritisch sein.

oberallgeier
13.11.2009, 08:09
... Phenol ist zwar auch nicht gesundheitsfördernd, wenn man gelegentlich das Fenster aufmacht dürfte aber nichts dagegen stehen ...Das ist ein sehr unpassendes Statement. Phenol in flüssiger Form zählt zu den übelsten Giften die wir haben. Bei Hautkontakt von wenigen Minuten mit flüssigem Phenol kann es durch die Haut hindurch zur Aufnahme von genügend Material kommen, dass man den Tod nach 2 Tagen nicht aufhalten kann. Die eintretende Leberzersetzung kann durch massiven Blutaustausch nicht immer aufgehalten werden. Das sind die maximal möglichen bzw. bekannten Schäden. Es gibt Chancen: der Mensch, der in einer Abfüllanlage komplett mit Phenol begossen wurde, lebt, weil er von den Kollegen sofort geduscht, ausgezogen, noch mehr geduscht und sehr schnell medizinisch versorgt wurde. Die Retter trugen z.T. Vollschutz.

Bemerkenswert bei Phenol ist, dass die Nase schon unkritische Konzentrationen in der Luft deutlich und unangenehm erkennt. Dies gilt nur bis zu gewissen Konzentrationen und nicht für den Umgang mit flüssigem Phenol. Diese Eigenschaft ist beim phenolharzgebundenen Hartpapier deutlich zu erkennen.

Sicherheitsdatenblatt Phenol (http://www.hedinger.de/uploads/media/Phenol_v004.pdf)!! bei Verwendung in kleinsten Mengen !! Dieses Datenblatt ist nicht allgemeingültig.


... Polycarbonat ... thermische Zersetzung soll Bisphenol A freisetzen ...Ich kann mir nicht vorstellen, dass mit BPA versetztes PC eine thermische Zersetzung des Grundstoffes heil übersteht. Da dürften eher endokrin wirksame Spaltstoffe auftreten, die sicher noch übler sind - aber dazu fehlen mir Tatsachen. BPA zählt nach meiner Meinung zu den selbstverschuldeten Übeln der Menschheit, es wird dem PC u.a. deshalb zugesetzt, damit z.B. bei Handydisplays, aber auch bei Getränkeflaschen der glasartige schöne Glanz und ein guter Einfluss auf die Transluzenz erreicht werden.

Sicherheitsdatenblatt BPA (http://www.overlack.de/pdf/BisphenolA.pdf) Dieses Datenblatt ist nicht allgemeingültig.

ranke
13.11.2009, 09:37
oberallgeier, komm wieder zurück auf den Teppich. Niemand will sich hier mit flüssigem Phenol übergießen, es geht um das Sägen von Hartpapier für einen Bot in der 1kg Klasse.
Ich bleibe bei meiner Aussage, dass beide Materialien nicht unproblematisch sind, dass es aber reichen sollte, das Fenster aufzumachen, damit man die flüchtigen Schadstoffe (welche auch immer) los wird.

Sebbokalypse
13.11.2009, 13:01
Das klingt ja alles nicht sonderlich beruhigend - vielleicht sollte ich doch beim Bastelholz bleiben :-s Zumal "Fenster aufmachen" in meinem Bastelkeller leider nicht drin ist und ich keine Abzugshaube oder ähnliches habe.

Was benutzt ihr (und andere Threadleser) denn, um Chassis/Skelett zu bauen? Ich würde ja auf Aluminium setzen, aber bei den kleinen Teilchen wäre die Verarbeitung mit meiner Bosch-Oberfräse ziemlich übertrieben (die ist halt so groß, dass damit kaum präzise an den kleinen Teilen zu arbeiten wäre denke ich...).

Vielen Dank schonmal für eure Hinweise!

Seb

ranke
13.11.2009, 13:38
vielleicht sollte ich doch beim Bastelholz bleiben


Ist auch nicht ohne. Laut TRGS 905 ist Holzstaub sogar als krebserzeugend (Kategorie 3) eingestuft, hier nachzulesen:
http://www.baua.de/nn_5846/de/Themen-von-A-Z/Gefahrstoffe/Einstufung-und-Kennzeichnung/pdf/CMR-Gesamtliste.pdf
Das beim Sägen von Nadelholz freiwerdende Terpengemisch duftet zwar ansprechend, dürfte aber auch nicht unbedenklich sein.

Aber ich glaube, SO genau wolltest Du das auch nicht wissen. Man muß da abwägen: wer sich zuvielen Giften aussetzt lebt möglicherweise kürzer oder verringert seine Lebensqualität. Wer in ständiger Angst vor Gift lebt, lebt möglicherweise auch kürzer und verringert seine Lebensqualität.
In diesem Sinne würde ich mir keine übersteigerten Sorgen machen.

021aet04
13.11.2009, 18:25
Ich habe schon Pertinax gefräst (mit CNC im Keller). Es hat zwar extrem gestunken, da ich falsche Fräser und Vorschübe,.... gehabt habe und sich sogar der Fräser verklebt wurde. Es ist zwar nicht zu ignorieren, aber wenn du mit einer Handsäge arbeitest ist das relativ egal, da sich das Material kaum erwärmt. Ich würde aber keine Laubsäge verwenden sondern eine Bügelsäge o.Ä.. Habe es am Anfang auch versucht und bin gescheitert. Da es sehr hart ist.

Ich spreche aber von Pertinax (Hartpapier). Mit den anderen Materialien habe ich eine Erfahrung.

MfG Hannes

BurningBen
14.11.2009, 12:18
Ich würde auch sagen, dass es dir von Schadstoffsicht aus egal sein kann, ob du nun PC oder Pertinax bearbeitest. Stell dich mal ein zwei Stunden an ne Hauptstraße, dann hast du mehr Schadstoffe aufgenommen ;)

Ich persönlich würde eher Makrolon nehmen, aber das ist einfach ne Geschmacksfrage.

Dibond habe ich ein bisschen was im Keller stehen, bin ich aber noch nicht dazu gekommen, etwas damit zu arbeiten.
Besteht ja aus Aluminium und Polyethen, du bekommst also schöne Aluoberflächen mit nem relativ niedrigen Gewicht.
Solltest du da an passendes Material drankommen, würde ich dir das empfehlen. (vom optischen her)

tobi.robotz
14.11.2009, 12:56
Ich würde überhaupt keinen Kunststoff verwenden, wenn es nicht sein muss. Die flüchtigen Stoffe wie BPA oder Pthalathe wie DEHP haben immer eine negative Wirkung. Viele wirken sich auch auf das Erbgut aus bzw. verändern das Erbgut und dass evtl. die Kinder die man vielleicht mal haben wird noch was davon haben, muss ja nicht sein. Ist meiner Meinung nach mit dem Feinstaub einer Haupstr. überhaupt nicht vergleichbar. Holzstaub ist im vergleich auch harmloser. Da gibts natürlich auch geleimte, lackierte, usw Hölzer. Trotzdem würde ich mich lieber für Aluminium, Holz oder andere Naturmaterialen entscheiden.

andi.robot
14.11.2009, 13:14
ich persönlich arbeite auch immer vorzugsweise mit holz oder aluminium und wenig mit kunststoffen. Das halte ich für weit aus Gesünder als kunststoffstaub vom sägen und bohren ausgesetzt zu sein.
Holzstaub finde ich mit den wirklich giftigen und hormonaktiven Stoffen im Kunststoff überhaupt nicht zu vergleichen. Da fällt auch bei so feinen Arbeiten nicht sehr viel an als wäre man im Sägewerkt oder Schreiner. Bei feinem Staub ist generell immer Vorsicht geboten nicht zu viel einzuatmen.

http://www.lgl.bayern.de/gesundheit/umweltmedizin/projekt_bisphenol_a.htm

Besserwessi
14.11.2009, 13:41
Marcolon oder Plexiglas sind bein bearbeiten eigentlich unproblematisch. Gut man sollte micht zu viel Staub davon ein atmen, aber Weichmacher findet man da eigentlich nicht drin. Weichmacher sind vor allem ein Problem von PVC.

Wenn man es richtig macht, wird der Kunststoff beim Bohren oder Sägen auch nicht so heiß das er schmilzt oder sich gar zersetzt. Wenn es zu heiß wird kriegt man erst mal Risse.

Formaldehyd ist zwar nicht gerade Gesund, aber auch nicht so gefährlich, eher vergleichbar mit Ethanol, und da macht man auch nicht immer so einen großen Bogen drum. Wer sich traut, kann ja mal ein entsprechendes Sicherheitsdatenblatt zu Ethanol anschauen, vor dem nächsten Bier.

Einige Sorten Holzstaub sind schon unangenehm. Teils sind da auch mehr oder weniger Giftige, bzw. Allergieerzeugende Stoffe drin, übrigens auch Formaldehyd, selbst bei natürlichen Holz. Ein problem ist es aber vor allem wenn man viel schleift.

tobi.robotz
14.11.2009, 18:12
Aber, dass ein Material unbedenklich ist, kann man so garnicht sagen. Die Zusammensetzung ist ja in der Regel Industriegeheimnis.
Irgendwelche Weichmacher braucht man auch für Macrolon damit es nicht sofort bricht.

BurningBen
14.11.2009, 18:57
Ich glaube trotzdem dass es egal ist, da wir hier ja über ein bisschen sägen und bohren sprechen. Oder habe ich das falsch verstanden?
(Kunststoff beim Bohren am besten kühlen)

Wenn das Material jetzt gefräst werden sollte, o.ä. Dann würde ich auch auf Naturmaterial evtl. mit Absaugung nach draußen zurückgreifen.

tobi.robotz
14.11.2009, 20:53
Ja natürlich kann man es verwenden. So schlimm wird es nicht sein. Aber ich würde eben im Hobbybereich (und immer wenn es anders geht) darauf verzichten. Ich habe da eben eine gesundheitsbewusste und ökologische Einstellung.^^

15.11.2009, 13:15
Hi,

ich denke wir sollten hier nicht den Schwarzen Peter und so weiter. Alle Materialien aus dem Modellbau und Bastelbereich sind in irgend einer Form ungesund. Ob ich nu Holzstaub oder PC-Dämpfe beim Fräsen einatmen. Sogar Papier oder Pappstäube sind nicht gesundheitsfördernd.
Es kommt eben auf die Dauer und Häufigkeit an. Wenn du eben mal PC feilst oder was absägst wird dir schon nichts passieren. Solltest du aber oft in diesem Keller sein und ebenso oft was Fräsen oder schmirgeln, dann sei dir auf nen Mundschutz und oder einen Lüfter zum Kellerfenster geraten.

Im übrigen würde ich auf PC plädieren. Ist leicht und super zu verarbeiten. Dazu klasse zu kleben und etwas chemiebeständig. ansonsten schau mal unter Modulor.de auf FOREX Hartschaumplatten. Ist PVC. Viel Erfolg

tobi.robotz
15.11.2009, 20:08
ja muss jeder für sich entscheiden.
Aber was ich noch sagen wollte zum Thema makrolon vs. Hartpapier. Auf alle Fälle Makrolon. Hartpapier staubt wie die Sau. Es stinkt und es ist (siehe oben) BPA enthalten. Ich habe auch mal was mit Hartpapier gemacht. Mit einer Dekupiersäge. Es war einfach furchtbar. Mein ganzes Zimmer hat gestunken. Makrolon habe ich mal mit einer Stichsäge bearbeitet. Es lässt sich gut zerspanen und staubt nicht. Sogar beim Feilen bildet sich nur ein Grad und es staubt nicht. Okay nur noch mal so ein par Erfahrungen. Aber auf absolute Unbedenklichkeit möchte ich keine Garantie geben. Nur der Hersteller weiß was drinnen ist.

Sergetg
16.11.2009, 15:26
Wir haben doch überall Schadstoffe.
Bei Materialien welche zum basteln verkauft werden muss man sicherlich keine Angst haben wenn man sie einmal verarbeitet (trotzdem sich darüber erkundigen ob man z.B eine Staubmaske anziehen soll), Problematisch wird es für Leute die Täglich mit solchen Materialien arbeiten.

tobi.robotz
17.11.2009, 18:33
Ja da muss man schon Angst haben. Ich hatte einen Unfall mit DHP und anschließend eine lange Krankengeschichte. Seit dem pass ich immer auf. Obwohl es stimmt das sich auch in der Fernbedienung oder sogar in Lebensmittelverpackungen und PET-Flaschen Schadstoffe verbergen. Aber hier ist eh schon alles geklärt Makrolon hernehmen^^