PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Modellbauservo-Getriebe: welches Fett zur Schmierung?



malthy
23.08.2009, 18:09
Moin!

Im Rahmen eines Projektes nehme ich kleine Modifikationen an Getrieben von Modellbauservos vor. Da ich die Getriebe dabei auseinanderbauen, die Zahnräder bearbeiten und später von Spänen befreien muss, entferne ich - ungewollt aber unvermeidlich - zu großen Teilen auch das Fett aus den Getrieben. Kann mir jemand ein Tipp geben, welche Art von Fett bei diesen Getrieben Verwendung findet? Es handelt sich um einfache Servos mit Kunststoffgetrieben (wenn mich meine etwas unterentwickelten Materialkenntnisse nicht täuschen, sind die Zahnräder aus Nylon (Polyamid)).

Danke für alle Tipps!

Malte

oberallgeier
23.08.2009, 18:42
... Modifikationen ... Modellbauservos ... Zahnräder bearbeiten ... einfache Servos mit Kunststoffgetrieben ... Polyamid ...Polyamid kann ich bei meinen Servos bestätigen (Dichte eindeutig > 1). Ich habe mehrere Servos z.T. mehrfach demontiert wieder montiert, habe z.T. zwei Getriebestufen "entfernt" usf. In diesem Thread sind die Modifikationen größtenteils beschrieben. (https://www.roboternetz.de/phpBB2/zeigebeitrag.php?p=437282&sid=3bd46a91585862dcfcaf29409fa0e949#437282) Das vorhandene, weissliche Schmierfett hatte ich stets so vollständig wie möglich entfernt. Die umgebauten Getriebe laufen als Getriebemotoren (also Servo ohne Elektronik) in meinen beiden Zweiradrobotern R2D03/Dottie (https://www.roboternetz.de/phpBB2/viewtopic.php?p=390196&sid=5fbaa2b1b9eb0d783b9019837b39acf8#390196) und in seinem kleineren Pendant MiniD0. (https://www.roboternetz.de/phpBB2/viewtopic.php?p=432909&sid=5fbaa2b1b9eb0d783b9019837b39acf8#432909) Die Antriebsanordnung von Dottie ist hier gezeigt. (https://www.roboternetz.de/phpBB2/viewtopic.php?p=405048&sid=5fbaa2b1b9eb0d783b9019837b39acf8#405048)

Störungen durch Getriebeschäden sind bei der mittlerweile mehrstündigen Betriebsdauer an beiden Antriebssätzen nicht aufgetreten. Dabei sind die Drehzahlen teilweise bleibend hoch - Motorwelle z.T. > 40 000 /s , Abtriebswelle z.T. > 1 /s.

Nach meiner Meinung stört das Schmierfett eher als dass es nutzt. Nylon hat recht gute Gleiteigenschaften. Solange die Belastung nicht zu hoch wird und der Werkstoff nicht verformt wird, dürfte die fehlende Schmierung im Rahmen der zulässigen Belastung nicht schädlich sein. Ohne Gewähr lautet meine Empfehlung: nicht schmieren, nur bestens säubern (Wasser mit Spüli).

recycle
23.08.2009, 18:51
Für Servos und die ganzen anderen Kunststoffteile die man im Modellbau so findet gibt es spezialle Schmiermittel. Wie das Zeugs heisst weiss ich nicht.
Ist so eine weisse Paste, bei Modelbaussätzen ist auch meist ein kleines Tübchen dabei.
Wenn du mal in einem Modelbauladen fragst oder im Katalog nachguckst, wirst du das Zeugs sicher finden.

Ob der meist recht hohe Preis für das Zeugs gerechtfertigt ist weiss ich allerdings nicht.
Die hauptsache ist glaube ich, dass man irgendwas säurefreies nimmt, damit die Kunststoffzanhräder nicht spröde werden und das zeug sollte natürlich nicht verklumpen oder so dünn sein, dass es gleich von den Zahnrädern abgeschleudert wird und aus dem Gehäuse sickert.

Ich könnte mir gur Vorstellen, dass eine einfach Niveacreme oder etwas vergleichbares diese Anforderungen auch erfüllt.

Besserwessi
23.08.2009, 20:40
Man muß beim Fett aufpassen, dass der Kunststoff davon nicht aufquillt. Säurefrei allein ist dafür nicht unbedingt ausreichend. Teils wird Siliconfett genommen, das aber entsperchend teuer ist.

heliminator
23.08.2009, 22:24
Hallo,

m.W. ist in den Robbe-Servos, Mechaniken von Futaba-Funken etc. das Robbe-Fett No. 5532 verwendet worden; sieht zumindest gleich aus, hat die gleiche Konsistenz und riecht gleich.... :wink:

malthy
23.08.2009, 22:58
Hallo!

Danke für die Informationen!

Irgendwie kann ich mich nicht mit dem Gedanken anfreunden, die Fettung ganz wegzulassen - Deine Erfahrung, Oberallgeier, in allen Ehren. Wenn ich es richtig sehe, werden doch selbst in den allerübelsten Billigservos solche Schmiermittel verwendet. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das der Fall wäre, wenn sie verzichtbar sind.

Ich habe jetzt in einem Falle mal ein Vaseline-Fett verwendet. Sind da jemandem irgendwelche Probleme in Verbindung mit Polyamid bekannt? Ansonsten hatte ich bei dem weißlichen Zeugs auch auf Silikonfett getippt. Behelfsweise hatte ich beim Zusammenbau von Servogetrieben auch schon einfaches Silikonspray verwendet, allerdings glaube ich, dass es nicht viskos genug ist.

Wenn noch jemand was weiss, wäre ich weiterhin sehr interessiert. Ich werde mal gucken ob ich was über die angesprochene "weiße Paste" aus dem Modellbaubereich herausfinden kann.

Vielen Dank!
Malte

heliminator
23.08.2009, 23:09
Hallo!

Das Robbe-Fett (habe es selber hier) ist in allen möglichen Servos drinnen, hatte schon ein paar offen...

Ich schätze an ihm, dass es bei Kälte nicht sonderlich verhärtet, und bei Hitze nicht wegläuft.

Immerhin wird es auch an teuren Fernsteueranlagen bei den Knüppelmechaniken eingesetzt.
Habe es hier auch im Einsatz, an Helikoptern und eben für die Servos.

Was es allerdings für eine Zusammensetzung hat, weiss ich nicht - steht auch nicht drauf... :-#

recycle
23.08.2009, 23:32
Deine Erfahrung, Oberallgeier, in allen Ehren. Wenn ich es richtig sehe, werden doch selbst in den allerübelsten Billigservos solche Schmiermittel verwendet. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das der Fall wäre, wenn sie verzichtbar sind.

Dass diese Kunststoff oder halt Polyamid Getriebe nicht wirklich geschmiert werden müssen habe ich auch schon aus anderen Quellen gelesen.
Es gibt ja auch kleinere Getriebe aus dem Material die offen sind und da sind sie normalerweise auch nicht geschmiert.

Ich könnte mit vorstellen, dass das Schmiermittel auch ein bischen zur Geräuschdämmung in den Servos drin ist.

oberallgeier
24.08.2009, 00:00
... Ich kann mir nicht vorstellen ...Musst Du nicht, mach was Du für richtig findest. Das mach ich auch so - aber manchmal lese ich halt vorher was über die Gleitreibungswerte bei Materialpaarungen. Sowas kann lohnend sein.

Übrigens ist Silikonfett nicht weißlich sondern eher glasig-farblos.

malthy
24.08.2009, 10:55
Hey Oberallgeier,

Nichts für ungut! Ich hatte ein wenig in Sachen "Materialeigenschaften von Polyamid" gegooglet, meinem (subjektiven) Eindruck nach zeichnete sich da ein etwas heterogenes Bild ab - daher meine etwas konservative Herangehensweise. Im Endeffekt kann es ja aber sehr gut sein, dass Du Recht behältst.

Ansonsten danke ich für den Hinweis mit dem Silikonfett! Hm, was kann das weiße Zeugs denn sonst sein?

Gruß
Malte

squelver
24.08.2009, 11:06
Ich kann Hochleistungsschmierfett auf Biobasis empfehlen, ideal für Modellbaugetriebe \:D/

recycle
24.08.2009, 11:27
Ansonsten danke ich für den Hinweis mit dem Silikonfett! Hm, was kann das weiße Zeugs denn sonst sein?


Ich vermute das ist Silikonfett mit irgendwelchen Zusatzstoffen die es weiss erscheinen lasssen und etwas fester machen.
Bei meiner "Tube" mit dem weissen Schmiermittel setzt sich nämlich nach einiger Zeit immer eine glasig-farblose Flüssigkeit oben ab.

malthy
24.08.2009, 11:41
Hallo!

@Copius
Was ist denn "Hochleistungsschmierfett auf Biobasis" genau? Also ich habe jetzt testweise ein Vaseline-Fett verwendet, aber ob das das Richtige ist, weiß ich auch nicht...

@recycle
Ich werd mir mal etwas Silikonfett besorgen, ich glaub wir verwenden es bei uns im Labor, wenn auch für andere Zwecke.

Gruß
Malte

squelver
24.08.2009, 12:07
Sorry 8-[

Also hier der Link:
http://www.bechem.com/de/45,schmierstoffe-fuer-die-lebensmittel---pharmaindustrie/index.html

Und der Typ, den wir hier am DFKI verwenden:
Berulub FG-H 2 SL

Ich benutze das Fett bei einigen der Projekte.

Gruss Andreas

malthy
24.08.2009, 13:12
Danke soweit!

Malte

i_make_it
24.08.2009, 15:44
Aus eigener Erfahrung:
sowohl bei Kunststoffgetrieben als auch bei Servos mit Metallgetriebe kommt meistens Silikonfett zum Einsatz, da nicht nur die Zahnräder sondern auch das Gehäuse durch Weichmacher aufquellen können.
Da das mischen von verschiedenen Fetten neben Verharzen auch zu Säurebildung und entgasen schädlicher Stoffe führen kann, mische ich einfach zwei Proben unter einem umgedrehten Glas mit einem PH Meßstreifen der im Glas festgeklebt ist.
Milchiger oder farbiger Nebel nach 24h bei 25-30°C, ein Belag innen im Glas, ein verfärbter PH-Meßstreifen oder wachsartig bis festes Fett sind KO Kriterien.
Das Gewählte Ersatzfett einfach mal für 3 Tage auf Gehäuse und Zahnrad eines kaputten Servos oder 5,-€ billigServo geben um die Verträglichkeit zutesten.
So weis man mit Hausmitteln ob die Fette mischbar sind und ob das Ersatzfett sich mit dem Getriebe verträgt.
Wenn nicht mischbar, halt vorsichtig bei unter 60°C mit Wasser und Spüli auswaschen und klar abspülen.
Unter 60°C deshalb weil da schon die ersten Termoplaste anfangen Spannungen abzubauen. Selbst Markenteile sind da nicht immer davor gefeit.
Wenn der Zuliefererbeim Spritzguß die Nachpresszeit zu kurz hält, ist die Oberfläche des Teils schon fest wärend noch flüssiger Kunststoff im inneren ist.
Beim Aushärten schrumpft dieser, was zu einer geringeren Dichte im Werkstück und somit zu Spannungen führt.
Kann man oft sehr schon an Plastikparkscheiben sehen die es als Werbegeschenk irgendwo gab.
Ein Tag bei 35° in der prallen Sonne, hinter der Windschutzscheibe und man hat eine Schablone für die EU Norm Banane.

malthy
24.08.2009, 16:47
Sehr vielen Dank!

Gute Idee das Fett direkt auf seinen sauren Charakter zu testen - so werd ich's auch machen. Ich werde das dann mal mit Silikonfett versuchen. Und an den Punkt der möglichen Vermischung hatte ich so auch noch nicht gedacht.

Gruß
Malte

i_make_it
24.08.2009, 17:35
Tja bis ich mal ein Planetengetriebe mit Bariumseifenfett gekillt hatte weil es sich mit der orginal Fettfüllung mit Molybdänsulfid nicht vertragen hat weis ich es halt. Nett wenn einem Schwefelige Säure die Simmeringe auflöst.
Irgendwie hat die verseifte Lauge mit dem Schwefel reagiert, Das Getriebe war komplett von innen verrostet und das Fett hatte sich in einen wässerigen Anteil (die Säure) und harzartige Klumpen die man mit dem Schraubenzieher nicht mehr zerdrücken konnte zerlegt.
Und der Geruch war Atem(be)raubend. :-&
Bei den modernen Hochleistungsfetten, sind halt alle möglichen Additive mit drin die alle munter reagieren können.
Da hat man im ungünstigsten Fall den kleinen Chemiebaukasten mit "Rate mal was das jetzt ist" Effekt.
Wenn das Glas braun beschlägt kann das Salpetersäure oder andere Nitrose Gase sein. Ein Grüner beschlag deutet auf ein Kupferhaltiges Additiv und eine Säure hin.
Milchig weis kann Salzsäure, Chlor oder Alles mögliche sonst noch sein.
Manschmal gibt es von verschiedenen Kugellager Firmen und Schmierstoffherstellern Bücher die so Nettigkeiten beschreiben.
Ich durfte nach der Nummer mit dem Getriebe drei Tage von einem Profi von Shell lernen.
Das kam in meiner Lehre alles gar nicht vor was der da gezeigt und erklärt hat.
Grade auch hinsichtlich der Unverträglichkeit von Schwefelhaltigen Schmierstoffen und Dichtungswerkstoffen auf Gummibasis.
Wenn man mal in Ruhe über das Vulkanisieren nachdenkt ist das zumindest aber logisch.
Bei den Wichmachern denkt man nicht immer dran.
Eine lösungsmittelbeständige Farbwanne zum Lakieren muß nicht umbedingt Aceton standhalten.
Mittlerweile teste ich lieber mal ein paar Tage rum als später einen Schaden zu riskieren.

Besserwessi
24.08.2009, 20:26
So schlecht ist Vaseline eigentlich nicht. Da sind zumindest keine Zusätze drin die irgendwie unangenehme Stoffe erzeugen. Das sollten mehr oder weniger reine parafinähnliche Stoffes sein und entsprechend eher reaktionsträge. Ein Vorversuch ist sicher sinnvoll. Früher habe ich das auch mal als Tip gekriegt für die Zauberwürfel.

Im Zweifelssfall lieber ohne Öl als das falsche.

oberallgeier
27.08.2009, 16:57
Dass natürlich jeder so viel schmieren kann wie er will, habe ich oben schon gesagt. Allerdings denke ich bei manchen Argumenten an das Motto: ich tue meinem Getriebe was Gutes, ich schmiere Fett rein, egal obs was bringt oder nicht.

(M)eine Diskussion von eben mit einem erfahrenen Getriebeentwickler - allerdings deutlich grössere, z.T. extreme Getriebe - bestätigt meine Meinung: das Fett wird sowieso aus den Zahnpaarungen rausgequetscht - übrig bleibt allenfalls Mischreibung zwischen den Zahnflanken und rausgequetschte Paste an den Radscheiben. Trockenes PA auf PA im vorgegebenen Bereich der Gleitgeschwindigkeiten und der Lebensdauererwartung wird zweierlei: erstens funktionieren und zweitens einen besseren Wirkungsgrad bringen. Die schmierige Paste an den Zahnradscheiben dürfte insbesondere an den schnellaufenden Stufen soviel Reibung erzeugen, dass Verluste in einem satten, zweistelligen Prozentbereich entstehen dürften. Macht ja nix - meist merkt man es nicht, schon der ungekühlte Motor erzeugt reichlich Wärme. Mir reicht die Spritzigkeit und Lebensdauer meines MiniD0 - das ohne Fett läuft und läuft.

Übrigens: die Metallgetriebe meiner Mikromotoren schmiere ich. Mit Vorsicht, sprich: ich nehme Öl, aber extrem vorsichtig.