Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Gewinde schneiden in Alu, ein heikles Thema?
Guten morgen,
Ich hab schon einpaarmal versucht in Alugewinde(Innengewinde) zu schneiden. Nur war eigentlich kein einziges Gewinde zufriedenstellend. Die Schrauben hielten zwar, aber schaurig schlecht. Der Gewindeschneider hat nicht richtig angesetzt und ich bin mehr durch die Vorbohrung durchgeschmiert als das ich geschnitten habe.
Ich rede hier hauptsächlich von < M4.
Ich denke sicherlich ein Problem war jeweils die Tatsache das es ein relativ weiches Alu war. Wen man nun vorab weis was man machen möchte im bezug auf Gewinde schneiden worauf sollte man achten, gibts da pauschale Grenzwerte im Aufbau des Materials.
Ich habe auch gehört das man zum Aluschneiden Spiritus zur schmierung verwenden soll. Bringt das etwas?
Besten dank für eure Tipps :)
Ja Spiritus bringt ganz gewaltig was. wenn du ohne Schmierung bei weichen Legierungen schneidest schmiert das Alu und setzt den Gewindebohrer zu. Dann zerstört man sich gleich wieder sein geschnittenes Geweinde oder die Anfänge davon. Die Vorbohrung leicht ansenken hilft auch noch ein bischen.
MfG
Manu
Den passenden Durchmesser für die Bohrung wählen ( 0,8 ), gerade ansetzten und besonders bei den kleinen Abmessungen mit Gefühl schneiden.
Bevor es schmiert und nicht mehr zurückgeht lieber etwas zu früh herausdrehen und Spähne entfernen.
Beim erneuten Ansetzen muss man dann natürlich den ersten Schnitt treffen. Mit Spiritus geht es auch deutlich besser als ohne.
Andererseits, wenn man das alles berücksichtigt dann geht es doch eingermaßen von selbst, es ist praktisch kaum Kraft erforderlich.
Manfred
Ich schneide seit jahren Gewinde und hatte nie Probleme, nur bei Alu klappts nicht so ganz.
Der Schneider dreht sich schön rein und auch wieder raus... Nur ein sauberes Gewinde sieht anders aus. Die Schrauben halten ja... aber mit grausam Spiel und wenig tiefe in den Windungen. Kraft brauch ich auch nicht aufzubringen. Ich habe auch schon verschiedene Schneider verwendet aber mit allen das selbe ergebniss.
rocketman123
17.02.2008, 11:57
es gibt spezielle alu-gewinde bohrer. probiers doch mal mit so einem.
wichtig ist auf jedenfall das du nicht zu viel senkst (falls du dünne Materialien hast)sonst hast du womöglich bei dünnen Materialien zu wenig Gewindegänge. um so mehr Gewindegägne um so fester sitzt auch die schraube.
Immer eine umdrehung hineindrehen und dann gewindebohrer wieder viertelumdrehung zurückdrehen. vielleicht kleiner vorbohren?
Was das schneidmittel angeht. benötigst du eigentlich keines bei alu. ob spiritus hilft kann ich nicht sagen.
hast du ein stranggussprofil oder halbhartes alu?
wenn es sich einrichten lässt steig auf halbhartes alu um, das schmiert nicht so grausig. zudem öl oder wie oben beschrieben spiritus verwenden, auch spanbrechen und wiederholtes reinigen des schneiders können helfen.
Michael 123
17.02.2008, 11:59
Hallo,
das hört sich nach a: stumpfen Gewindebohrer an oder b: nach flascher Kernlochbohrung.
Kernlochdaten:
M4: 3,3
M3: 2,5
M2: 1,6
M1: 0,75
Mit diesem Bohrerdurchmesser vorbohren, dann senken und zum schluss noch Gewindebohren.
mfg
Michael
juelicher
17.02.2008, 12:16
Hallo,
wie Michael123 schon schreibt M4 ca. 3,3 mm Bohren.
Dann kurz ansenken, damit der Gewindebohrer es leichter hat beim ansetzen.
denn Gewindebohrer mit etwas Spucke benetzen. (Hilft, hat mir mein alter Meister gezeigt), und dann 1/2 Drehung hinein und eine 1/4 wieder heraus, das bricht die Spänne und wieder 1/2 Umdrehung hinein und so weiter.
Gruß Juelicher
Michael 123
17.02.2008, 12:21
Hallo,
es kommt auf den Gewindebohrer drauf an ob man 1/2 drehung rien 1/4 wieder rasu. Im Praktikum haben wir gelernt um ein sauberes Gewinde zu bekommen in einem Durchschneiden ohne zurück und dann wider vor. Das bezog sich aber auf einen Sacklochgewindebohrer.
Naja wir wissen auch nicht was du für gewindeschneider hast. Einen einteiligen also vorschneiden hauptschneiden und nachschnieden in einem oder einen zwei bzw. Dreiteilgen.
mfg
Michael
Bei Sacklöchern wird das Span-brechen oft weg gelassen, damit der gebrochene Span nicht zu lasten der Gewindetiefe geht. Ansonsten kann das Span-brechen niemals schaden.
Schneidest dein Gewinde denn nur mit einem Fertigschneider? Dabei ist dann ganz extrem drauf zu achten, das du nicht zu viel korrigierst. Außerdem musst du beim zurückdrehen drauf achten, das du keinen (noch so geringen) Druck oder Zug ausübst.
Dann solle sich Aluminium ähnlich wie Stahl verhalten
Danke für eure Antworten. Ich habe früher immer 3 teilige Gewindeschneider verwendet. Bin dann aber auf 1 teilige umgestiegen und das klappt ganz gut (Mit anderen Metallen). Ich werd mal einen 3 teiligen hervorsuchen und es mit diesem versuchen.
An alten oder stumpfen liegt es bestimmt nicht da ich es auch mit neuen versucht habe. Ich habe den Gewindeschneider immer komplett "durchgefahren". Ich werd es mal versuchen in Schritten zu schneiden, also mit zurückdrehen nach jeder windung.
Sonst werd ich mich mal umsehen ob ich irgendwo extra Gewindeschneider für Alufinde (Ich wusst gar nicht das es so was gibt).
Das Vorbohren stimmt sicherlich... ich hab mir auch schon überlegt kleiner vorzubohren aber das wird verm. noch mehr schmieren. Wen ich grösser Vohrbohren würde, dann schmiert es bestimmt weniger aber die Schnitttiefe wäre zu gering.
Das mit der Spucke wird auch ausprobiert... wieso auch nicht. Es helfen oftmals die einfachsten Dinge am meisten :)
Klingon77
17.02.2008, 14:08
hi,
wenn ich mir das so durchlese wurde alles wesentlich schon gesagt.
Einzig die Alu-Sorte hast Du nicht spezifiziert.
hast du ein stranggussprofil oder halbhartes alu?
wenn es sich einrichten lässt steig auf halbhartes alu um, das schmiert nicht so grausig. zudem öl oder wie oben beschrieben spiritus verwenden, auch spanbrechen und wiederholtes reinigen des schneiders können helfen.
Ich denke auch, daß dort "der Hund begraben liegt".
Auf keinen Fall kleiner Vorbohren als: Gewindeaußendurchmesser - Steigung (entsprechend der Tabelle oben).
Dies würde dazu führen, daß der Gewindebohrer auch noch im Kernlochbereich schneiden muß.
Absolut nicht notwendig; eher belastend für den Gewindebohrer.
Bei weichen Werkstoffen, wie Alu kanns Du evtl. auch 0,1mm größer vorbohren.
Beim Gewindeschneiden wird immer ein wenig Material "gedrückt" und nicht geschnitten.
Die Gewindespitzen haben sowieso keine tragende Funktion und wenn sie 0,05mm kleiner sind macht das überhaupt nichts an der Festigkeit.
Der Gewindebohrer hat aber nicht so viel Arbeit zu leisten.
So ab M4 oder M5 kannst Du das versuchen.
Bis einschließlich M3 würde ich es nicht machen, sondern genau bohren!
liebe Grüße,
Klingon77
Hessibaby
18.02.2008, 15:13
Bei weichem Alu werden selbst die Kernlochbohrungen nicht wirklich rund.
Für M3 bohre ich, auf der Ständerbohrmaschine, mit 1mm vor und bohre dann mit 2,4mm, gut geschmiert, auf.
Gruß
Klingon77
18.02.2008, 23:07
hi Hessibaby,
versuch mal einen geringeren Freiwinkel bei weichem Alu.
So in etwa 1-3 Grad.
Es kommt ja im Hobbybereich nicht auf Hochleistungs-Schnittwerte an.
Der Bohrvorgang kann ja ruhig etwas länger dauern.
Mit 2,4 bist Du 0,1mm zu klein.
2,5 reicht vollkommen aus.
liebe Grüße,
Klingon77
wenns später gut halten soll: besser kein gewinde ins alu (das ist eben weich) sondern ne einpressmutter verwenden. (ne stahlmutter, die man einfach in ein etwas größer gebohrtes loch eindrückt)
Hessibaby
19.02.2008, 08:34
@Klingon, die Gewinde werden, bei dieser Methode, einwandfrei und haltbar.
Gruß Hartmut
h.kiesler
04.01.2014, 09:41
Hallo, bin Maschinenbaumechaniker -Meister, hab beim Gewindeschneiden in Alu schon immer Spiritus benutzt. Da hört man wie die Späne brechen, die Gewinde sind sauber und passgenau. Natürlich sollte auch richtig gebohrt werden.
Peter(TOO)
04.01.2014, 22:18
Hallo,
Sonst werd ich mich mal umsehen ob ich irgendwo extra Gewindeschneider für Alufinde (Ich wusst gar nicht das es so was gibt).
Grundsätzlich gibt es Gewindeschneider mit Spanaustrieb nach vorne (das ist der "Normale") für Durchgangslöcher und mit Spanaustrieb nach hinten für Sacklöcher. Beim Austrieb nach hinten ist das Problem, dass die Späne sich in den Schneiden verklemmen können, was das gerade geschnittene Gewinde wieder zerstören kann.
Für weiches Alu gibt es auch "Gewindebohrer", welche das Gewinde Drücken und nicht schneiden.
MfG Peter(TOO)
Unregistriert
13.09.2014, 07:49
Der Fred is zwar schon ne Weile alt, trotzdem ein kleiner Hinweis:
Ich denke der Fehler liegt bei der Kernlochbohrung.
Ist zwar jetzt nur ne Vermutung, aber ich denke es wurde mit einer Ständerbohrmaschine und einem HSS Bohrer gebohrt. Bei so kleinen Gewinden ist meist das Problem, dass der Kernlochbohrer (bzw. das Futter) nicht rund läuft (einen Schlag hat) und daher die Kernlochbohrung zu groß wird. Folglich ist das Gewinde später für die Tonne. Eher etwas kleiner vorbohren /z.b. 3,1-3,2 bei M4 und dem Gewindebohrer den Rest erledigen lassen.
Btw: Spiritus?!? Spucke?!? Also wirklich, kauft euch in nem gut sortierten Werkzeughandel ne Dose Gewindeschneidspry oder Gewindeschneidöl. Kostet nen feuchten und liefert brauchbare Ergebnisse abseits von Großmütterchens Helferleins. Abgesehen davon, dass sich Spiritus bei Warmbehandlung (was jede zerspanende Bearbeitung ist) ganz schnell seeeeehr zickig verhalten kann.
lg
Klaus
Erwähnen muss man sicher noch das für das Gewinde das Material auch schon ein paar mm dick sein sollte.
Ein Gewinde in einem 1 oder 2 mm Blech wird nie sonderlich haltbar sein. Und zu kleine/feine Gewinde wie 2mm sind selbst in dickerem weichen Alu-Material nicht sehr haltbar. Dreht man eine Schraube zu fest, wird schnell das Gewinde zerstört!
Besserwessi
13.09.2014, 19:10
Es gibt sehr verschieden Alu Sorten. In reines Aluminium (Alu für Leitzwecke) ein Gewinde zu schneiden ist eine echte Herausforderung, aber zum Glück kaum nötig. Je nach Sorte gehen da auch gut selbstschneidende Schrauben.
Ich hatte auch immer das Problem mit kaputten Gewinden in ALU ( Kühlkörper ) beim Gewindeschneiden.
In nutze nun sog. Gewindeformer, die nicht schneiden, sondern das Gewinde in's Alu "drücken".
Das funktioniert sehr gut, lediglich die Kernlöcher sind grösser zu bohren, als beim Gewindeschneiden.
Wurde beiläufig in einem Beitrag hier schon mal erwähnt.
Geistesblitz
14.09.2014, 12:33
Kenn das Problem auch, dass sich das Alu gerne mal in den Gewindeschneider frisst und das Gewinde daraufhin unbrauchbar wird. Allerdings reicht es eigentlich schon, irgendwas schmierendes in das Loch zu tun, um das zu verhindern. Ich hab das Problem schon mit billigem Fahrradöl in den Griff bekommen. Sicher ist Schneidöl die bessere Wahl, aber wenn man grad nix besseres zur Hand hat geht das auch.
forgoden
26.09.2014, 05:20
ich hab das Problem genau andersrum. wenn ich aus Alustäben gewindestangen mache
Ist zwar schon ein älteres Thema, aber das mit den Gewindeformern in Alu hat was für sich. Bei uns in der Firma werden die Gwinde in die Ventilkörper auch geformt, wo dann danach der Reifendrucksensor festgeschraubt wird.
Da werden die Gewindegänge regelrecht verdichtet, und dadurch stabiler. Das Pendant dazu wären dann gerollte Aussengewinde, kann man aber mit Hausmitteln eher nicht machen, sondern wird bei der industriellen Schraubenfertigung so angewendet.
Ein geschnittenes Gewinde ist immer eine Verletzung der Struktur, ein geformtes oder gerolltes Gewinde ist eine Verdichtung der Struktur.
Noch so nebenbei: Eine Schraube, die etwas halten sollte sollte immer mindestens 1 1/2 soweit in ein Gewinde hereingeschraubt sein, wie der Gewindedurchmesser ist, also bei M4 mindestens 6 mm, was dann aber bei einem 2-mm-Alublech eher nicht klappt. Es geht dabei aber um belastbare Verbindungen, nicht um Platinenbefestigungen.
forgoden
11.07.2015, 00:39
Ist zwar schon ein älteres Thema, aber das mit den Gewindeformern in Alu hat was für sich. Bei uns in der Firma werden die Gwinde in die Ventilkörper auch geformt, wo dann danach der Reifendrucksensor festgeschraubt wird.
Da werden die Gewindegänge regelrecht verdichtet, und dadurch stabiler. Das Pendant dazu wären dann gerollte Aussengewinde, kann man aber mit Hausmitteln eher nicht machen, sondern wird bei der industriellen Schraubenfertigung so angewendet.
Ein geschnittenes Gewinde ist immer eine Verletzung der Struktur, ein geformtes oder gerolltes Gewinde ist eine Verdichtung der Struktur.
Noch so nebenbei: Eine Schraube, die etwas halten sollte sollte immer mindestens 1 1/2 soweit in ein Gewinde hereingeschraubt sein, wie der Gewindedurchmesser ist, also bei M4 mindestens 6 mm, was dann aber bei einem 2-mm-Alublech eher nicht klappt. Es geht dabei aber um belastbare Verbindungen, nicht um Platinenbefestigungen.
hm, lustigerweise habe ich 2 Tage vor deinem Beitrag einen Kurs bei Metallbearbeitung mit Gewinden teilgenommen. Was mir jetzt gerade einfällt: hängt das nicht auch von Werkstoffen des Alus ab? Es gibt ja verschiedene Zusammensetzung von Alu. Die einen sind spröder die anderen weicher.
Wie funktioniert denn die industrielle Schraubenfertigung? Wird er einfach stark zusammengequetscht oder mit Kraft in ein Außengewinde gedreht?
Geistesblitz
11.07.2015, 11:02
Guckstu hier:
https://www.youtube.com/watch?v=3kxcw08p_oY
Denk aber auch mal, dass das materialabhängig ist, während einige Materialien sich beim Pressen verdichten, bröckeln andere wohl nur auseinander oder das Material reißt an den spitzen Gewindegängen (Kerbwirkung), was die Struktur eher schwächt. Bei Aluguss beispielsweise würde ich wohl doch das Schneiden bevorzugen.
Bei der industriellen Schraubenfertigung werden die Rohlinge aus einem Draht in 2...3 Matritzen geschlagen, dass man erst mal Schrauben ohne Gewinde hat.
Diese Rohlinge kommen dann in eine andere Maschine, welche das Gewinde dann mit zwei ggü-liegenden Walzen mit der Gewindeform aufrollen. Das Gewinde wird dabei quasi spänefrei auf den Durchmesser gewalzt.
https://www.youtube.com/watch?v=HgLrhRRgVVY
Das mit der Sprödigkeit ist bei den RohS-konformen Alulegierungen wirklich ein Problem.
Früher hatten die Legierungen noch einen gewissen Bleianteil, heute wird da meines Wissens Wismut dazugemischt. Zumindest habe ich in der Formel eines Aluwerkstoffes bei uns Bi (Bismutum, Wismut) mal gesehen.
Edit: Habe mir wohl zu viel Zeit genommen mit meinem Text, Geistesblitz war schneller :D
i_make_it
11.07.2015, 12:27
In Kalt umformbare Werkstoffe, sei es ein Eisenwerkstoff oder NE, kann per Gewindeformen ein Gewinde hergestellt werden. In Gußlegierungen nur in Ausnahmefällen.
Bsp.: Cf53 wie er Radseitig für sogenannte Kurzzapfen Gleichlauf Festgelenke an Autos verwendet wird. (Die Haben keine Radmutter sonderen Eine Radschraube.
An sonsten Alu Guß kann sogar brechen, wenn man nur versucht einen Gehäusedeckel ohne formschlüssiges Druckstück wieder in ein Gehäuse zu drücken wo er vorher schon mal drin war. Alle "Knetlegierungen" z.B. für Alu Strangpressprofile sind geeigent. Da die Knetlegierungen zum "Schmieren" (Kaltverschweißung mit Stahl und untereinander) neigen, ist die entsprechende Schmierung elementar wichtig. Sonst hat man ganz schnell ein mit dem Werkstück pressverschweißtes Werkzeug. Innengewinde ist da wegen der Werkstück Rückfederung und dem Umschließen des Werkzeuges viel empfindlicher als Außengewinde Rollen, das mit zwei gegenläufigen tangential bewegten Profilwerkzeugen hergestellt wird.
Übrigens werden auch die Außenkerbverzahnungen an Kardanwellen, Achszapfen und den Halbwellen die das Differential gelenk mit dem Achszapfen verbindet gerollt. Da es sich um eine Spanlose umformung ähnlich des Gesenkschmieden handelt, kommt es zu einer Kaltverfestigung des Stahls, was die Streckgrenze erhöht. (genauso wie bei Kaltgewalzten Stahlprofilen) Siehe dazu die Diskussionen um das Erweichen der Trägerkonstruktion durch das Feuer beim Zusammensturz der Wolrd Trade Center Türme, ohne das der Stahl auf Glühtemperatur erwärmt wurde)
Bei Aluminium ist das nicht so stark ausgeprägt, aber auch vorhanden. Hier bemerkt man das am ehesten bei Pendelbiegeversuchen von Flachprofilen, wenn am neinmal quer zur Ziehrichtung uns einmal Längs zur Ziehrichtung den selben Querschnitt biegt und die Anzahl der Lastwechsel bis zum Bruch beobachtet. Das Verhalten ist mit einem Holzbrett nachvolziehbar. (Nur das sich dieses viel spröder verhällt)
forgoden
11.07.2015, 12:30
Bei der industriellen Schraubenfertigung werden die Rohlinge aus einem Draht in 2...3 Matritzen geschlagen, dass man erst mal Schrauben ohne Gewinde hat.
Diese Rohlinge kommen dann in eine andere Maschine, welche das Gewinde dann mit zwei ggü-liegenden Walzen mit der Gewindeform aufrollen. Das Gewinde wird dabei quasi spänefrei auf den Durchmesser gewalzt.
https://www.youtube.com/watch?v=HgLrhRRgVVY
Das mit der Sprödigkeit ist bei den RohS-konformen Alulegierungen wirklich ein Problem.
Früher hatten die Legierungen noch einen gewissen Bleianteil, heute wird da meines Wissens Wismut dazugemischt. Zumindest habe ich in der Formel eines Aluwerkstoffes bei uns Bi (Bismutum, Wismut) mal gesehen.
Edit: Habe mir wohl zu viel Zeit genommen mit meinem Text, Geistesblitz war schneller :D
Okay, kannte ich noch nicht. Sieht aber einfach aus. Ich könnte mir vorstellen dass man sowas mit Handkurbel, Übersetzung und Eisenblocks mit Gewinde als Hausmittel verwenden kann. Gibt es sowas nicht?
Mir ist sowas als Hausmittel nicht bekannt. Ich nutze auch nur Gewindebohrer und Schneideisen, zweiteres, z. B. wenn ich ein Aussengewinde bis zum Schraubenkopf brauche, und nur Schrauben habe, die ein Teilgewinde haben.
Alles andere rechnet sich nur bei Massenfertigung, zumal du für jedes Gewinde extra Gewinderollen oder -Platten brauchst.
Darüberhinaus bedarf es mehrerer Umrüstausschussteile, bis du den Durchmesser genau triffst.
i_make_it
12.07.2015, 11:38
Mir ist sowas als Hausmittel nicht bekannt.
Auch Gewindebohrer und Schneideisen sind jetzt nicht wirklich "Hausmittel" die jeder so rumliegen hat.
Alles andere rechnet sich nur bei Massenfertigung, zumal du für jedes Gewinde extra Gewinderollen oder -Platten brauchst.
Bei Innengewinde braucht man genauso wie beim Schneiden für jedes Gewinde einen Former (wie bei Muttergewindebohrern) da keine Späne anfallen, braucht man keine extra Sacklochgewindebohrer. Das Formen von Hand ist schwieriger als das Schneiden, aber man kann tatsächlich einen Anschmitt mit einem Vorschneider machen und dann den rest formen. Besser geht es natürlich mit einer Ständer-Tischbohrmachine und einem Gewindeschneidvorsatz mit Wendegetriebe (Bei Sacklöchern mit Tiefenanschlag für die Drehrichtungsumkehr) Beim Außengewinde gibt es zwei Herstellungsarten, mit Backen und mit Rollen. Für die Serienproduktion gibt es da extra Maschinen. Für die Einzelfertigung muß man ein Drehbank oder eine Ständerbohrmaschine mit genug Hub haben. Als Werkzeug kommt ein Rollkopf zum Einasatz und je nach Gewindetyp (Metrisch-60°, Withworth 55°, Trapetz°) braucht man pro Steigung einen Rollensatz. man kann also mit einem Rollensatz das Regelgewinde und alle Feingewinde der selben Steigung herstellen (Solange der Durchmesser durch den Durchlass im Rollenkopf passt) Das ist natürlich nur was für jemanden der Bedarf für hochfeste (8.8 und höher) Gewinde hat und das in den Mengen, das sich die Anschaffung gegenüber Lohnfertigung (also Zeichnung an eine Firma geben und herstellen lassen) auch lohnt.
Darüberhinaus bedarf es mehrerer Umrüstausschussteile, bis du den Durchmesser genau triffst.
Ok dann brauchst Du wohl auch 10 Versuche um ein Gewinde zu schneiden bzw. den richtigen Kernloch- oder Außendurchmesser herzustellen. Es gibt Messmittel und Einstelltabellen, Man kann also Bohrungsdurchmesser und Aussendurchmesser auch beim ersten mal exakt aufs µ herstellen. So wie es für Innen- und Außengewinde zum Schneiden Tabellen mit Kernloch- und Außendurchmessern gibt, gibt es das auch fürs Gewindeformen. Wer nicht in der Lage ist eine Tabelle zu lesen und den richtigen Bohrer auszuwählen oder auf der Drehbank den Außendurchmesser für ein Gewinde richtig einzustellen, sollte generell die Finger davon lassen.
Bei metrischen Regelgewinde, bekommt man halt die passenden Bohrer auch vereinzelt in Baumärkten (eigene Erfahrung: nicht immer und nicht in jedem Baumarkt) Da muß man für die "Dreischneider" die es auf 0,01mm genau gibt schon zu einem Werkzeughändler gehen.
Gewindeformen ist ein Verfahren, das man auch in der Einzelfertigung anwenden kann, das sich aber nur rechnet, wenn man die entsprechenden Gewindegüten benötigt oder sich im laufe der Zeit durch die Anzah der hergestellten Gewinde die Anschaffungskosten amortisiert.
Für den "Heimwerker" der 08/15 Anforderungen hat, und nur alle paar Monate ein Gewinde herstellt, ist es mit Sicherheit uninteressant.
Um ein Gewinde mit einem Gewindebohrer oder Aussengewindeschneider zu schneiden, welchen man als Satz im Baumarkt bekommt, habe ich kein Problem, eben Kernloch-oder Aussendurchmesser.
Aber bei Wagner- oder Fariongewindeschneidköpfen kann man zwar die Strehlerbacken auf das µ einstellen, die werden jedoch von Hand geschliffen, wenn sie mal ansetzen und das Gewinde zuschmieren.
Da dann auch noch die Strehlerbackenhalteungen verschleissen, muss man eben nachstellen. Man kann es natürlich mit einer Flankenbügelmessschraube machen, bei uns wird das aber nur in einem Fall bei einem Artikel praktiziert. Die Skalen beim Wagnerschneidkopf sind eher schwebend, bei Farionköpfen gibt es keine Skala, rchtsrum an der Stellschraube ist enger und andersrum.
Bei unseren Gewinderollköpfen gibt es keine Skala, da kann man auch nur zustellen, und messen, daher eben die Ausschussteile beim umrüsten. Da sind aber dann 10 Stück bei 30.000 Stück pro Schicht irrelevant.
Die Zehn Teile sind der worst case, normalerweise reichen 2...3 Versuche, bis die Gewinde lehrenmässig sind.
Was noch krass ist: Ich muss die Gewindebohrer auf Arbeit noch abstumpfen, wenn sie neu sind (Zweischneidig, und der schneidet in einer Sekunde ein mehr als 10 mm langes 5V1 Gewinde in Messing). Original passt sonst Die Ausschusslehre in das Gewinde.
es geht in meinem Fall um Metallkörper für Reifenventile. Alu und Messing, ab und an auch Automatendrehstahl
i_make_it
13.07.2015, 07:18
Bei unseren Gewinderollköpfen gibt es keine Skala, da kann man auch nur zustellen, und messen, daher eben die Ausschussteile beim umrüsten. Da sind aber dann 10 Stück bei 30.000 Stück pro Schicht irrelevant.
Die Zehn Teile sind der worst case, normalerweise reichen 2...3 Versuche, bis die Gewinde lehrenmässig sind.
Das gibt es im Werkzeugbau halt nicht. Da hat man ständig Kleinmengen und Einzelteile, Da kann man es sich nicht leisten bei einem Teil 2 Ausschußteile zu produzieren. Da gilt nicht Versuch und Irtum bis es passt sondern Einstellen, Messen, Nachstellen, Messen, Herstellen, nächster Auftrag.
Was noch krass ist: Ich muss die Gewindebohrer auf Arbeit noch abstumpfen, wenn sie neu sind (Zweischneidig, und der schneidet in einer Sekunde ein mehr als 10 mm langes 5V1 Gewinde in Messing). Original passt sonst Die Ausschusslehre in das Gewinde.
Hört sich sehr nach Anfängerfehler an. Zweischneider sagt mir schon mal das es sich um einen Automaten Gewindebohrer mit vergrößerten Spannuten handelt, deshalb auch die entsprechende Vorschubsleistung. Das er in Messing zu groß schneidet sagt mir das er für ein stärker rückfedernden Werkstoff gedacht ist. Würde mich nicht wundern wenn der für dünnwandiges Alu hergestellt ist. Da kommen durchaus mal über 3% Rückfederung vor. Entsprechend muß das Werkzeug Übermaß schneiden, damit das Gewindeloch hinterher in der Tolleranz liegt. Bei MS53 o.Ä. würde ich einen Gewindebohrer für Stahl nehmen, da ist die Rückfederung ähnlich. Bei Hoch legiertem Werkzeugstahl der gehärtet werden soll, kann man wiederum Gewindebohrer mit Übermaß nehmen, da beim Härten die Löcher zusammenfallen. Das spart später das nervige und zeitaufwändige schleifen. (Bis M6 macht das echt keinen Spaß mit Schleifpaste und umgeschliffenen Gewindebohrern jedes Gewinde x mal durchzujuckeln bis Schrauben und Lehrdorn sauber rein gehen)
es geht in meinem Fall um Metallkörper für Reifenventile. Alu und Messing, ab und an auch Automatendrehstahl
Automatenstahl würde ich schon mal nicht Gewindeformen, der enthält Schwefel für die Kurzspanigkeit und ist somit nur für Teile minderer Festigkeit. Bei Schrauben ist Automatenstahl nach ISO898 nur bis Festigkeitsklasse 6.8 zugelassen wenn er höchstens 0,34%S hat darüber nicht mehr.
Da Schwefel als Stahlschädling die Rotbrüchigkeit fördert, ist der Stahl für Kaltumformung denkbar ungeignet und neigt zu Kerbrissen.
Für Alu (Knetlegierung) und Messing gelten durch die Rückfederung des Werkstoffs schon mal unterschiedliche Einstellungen um identische Ergebnisse zu erhalten. Da sich verschiedene Werkstoffe unterschiedlich verhalten, muß man halt immer wenn man einen neuen Werkstoff ins Sortiment aufnimmt erst mal Versuche durchführen um Korekturwerte zu ermitteln. Je nach dem wie viel Werkzeuge man pro Monat ordert, kann man das aber durchaus zusammen mit seinem Werkzeugberater machen. Gühring war da immer sehr Kompetent.
Spannuten haben die Gewindebohrer so nicht, welche wir für das Schnellschneiden verwenden, die sind flach, ca 2 mm breit, und wenn sie ansetzen, also mir MS zugeschmiert sind, dann schleifen wir die vorne runter, und stumpfen sie dann wieder leicht ab. Dann wird er länger gespannt, oder wenn es zu lang wäre, wird der Servomotor etwas tiefer kalibriert.
Klar, dass im Werkzeugbau try and fail fehl am Platz ist, da wir früher auch vulkanisiert und Kunststoffkappen für Ventile geschpritzt haben, wurde aber in eine Tochterfirma nach PL verlagert, wäre es sauteuer geworden, wenn unsere Werkzeugmacher solch eine Form vermurkst hätten. Bei Formstählen, die wir selbst für unsere Produktion herstellen, wäre der Schaden dann weitaus geringer, ginge aber dennoch mit Produktionsausfall einher.
Flache Spitzbohrer werden bei uns nur mit einer Schräge auf beiden Seiten geliefert, wir schleifen dann in die Schräge noch einen zweiten Freiwinkel rein, dann hält der ewig, sind alles Erfahrungswerte.
Ist dir Linematic ein Begriff? Da bin ich echt froh dass ich kein Werkzeugstahl geworden bin :D Macht aber als solcher in unseren kurvengesteuerten Mehrspindlern keinen Spass.
Gühring ist unser Hoflieferant, Gewindefräser haben wir von Piltz, Schneidplatten oft von Tizit.
Maschinen überwiegend von Linematic und Index, vier Tornos-Bechler, und noch ein paar uralte ultraschnelle von Steinhäuser und Strohm, wobei Steinhäuser in Tornos überging.
Leider sind die alten erfahrenen Hasen mittlerweile in Rente, der Werkzeugbau wurde mehr und mehr an Fremdfirmen übergeben, der direkte Weg zu dem Zuständigen fehlt, und unsere Werkzeugmacherei heisst heute Instandhaltung. Immer weniger Werkzeuge im Eigenbau.
Peter(TOO)
14.07.2015, 07:49
Hallo,
hm, lustigerweise habe ich 2 Tage vor deinem Beitrag einen Kurs bei Metallbearbeitung mit Gewinden teilgenommen. Was mir jetzt gerade einfällt: hängt das nicht auch von Werkstoffen des Alus ab? Es gibt ja verschiedene Zusammensetzung von Alu. Die einen sind spröder die anderen weicher.
So grob kann man Alu entweder gut biegen (z.B. Peraluman), dann ist das mit den Gewinden so eine Sache, da geht dann nur drücken so halbwegs.
Oder man hat z.B. Anticorodal, dieses bricht beim kalt biegen aber man kann ganz normal Gewinde schneiden.
Wie funktioniert denn die industrielle Schraubenfertigung? Wird er einfach stark zusammengequetscht oder mit Kraft in ein Außengewinde gedreht?
Für normale Schrauben wird das Gewinde geschnitten.
Bei hochfesten Schrauben wird das Gewinde gerollt.
Hier:
https://www.youtube.com/watch?v=NvRcJoTEwa4
Geht natürlich auch mit CNC:
https://www.youtube.com/watch?v=nPUOa_iDsgM
MfG Peter(TOO)
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