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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Intelligenz einfacher Systeme



stochri
03.10.2006, 20:52
Interessanter Weise befassen sich die meisten Forscher mit der Frage was Intelligenz ist, aber kaum jemand interessiert sich für die Dummheit. Die Frage nach dem was Dummheit eigentlich ist, erscheint schlichtweg dumm. Dies ist mitnichten der Fall. Das wird spätestens dann klar, wenn man erklären soll, was Dummheit im allgemeinen eigentlich ist.

In der Wissenschaft ist es oft hilfreich, einen Sachverhalt aus der gegenteiligen Sicht zu untersuchen.
Es könnte deshalb sinnvoll sein, sich mit der Frage nach der Dummheit, anstelle der Frage nach derIntelligenz zu befassen.
Wie ist Dummheit eigentlich definiert und wo tritt sie auf. Was verstehen wir unter Dummheit. Ist ein Stein dumm ? Ist Stroh doof ? Dumm wie ein Brot? Was soll das sein ?

Durch die Beschäftigung mit einem kleinen mobilen Roboter bin ich zufällig das vorhandensein großer Dummheit gestossen.
Ich habe eine einfachen Lichtsucheralgorithmus programmiert, mit dem der Roboter ein wenig dreht, wenn der Lichtsensor ein kleiners Signal liefert, weiter zurückdreht und dann ein Stückchen fährt.
Der Robter macht damit zuckelnde Bewegung und bewegt sich durch den Raum. Seine Bewegungen erscheinen nicht zufällig, obwohl viel Zufall durch leichte Helligeitsunterschiede des Bodens vorhanden ist. Er erweckt den Eindruck ein Ziel zu haben. Obwohl die Bewegungen im kleinen zufällig sind, bekommt die Fahrt im Großen doch eine Richtung. Trifft der Roboter auf Schattenkanten, bewegt er sich an diesen Kanten entlang. Hier bekommt man den Eindruck, der Roboter würde die Kante erkennen.

Durch die Zielstrebigkeit vermittelt der Roboter ein wenig den Eindruck von "Intelligenz".

/*** Deshalb folgende These: Zielstrebigkeit und das Erkennen von Hindernissen zum Erreichen des Ziels vermitteln den Eindruck von Intelligenz ***/

Wenn man den Roboter weiter beobachtet, kommt es irgendwann dazu, dass er an einem Hindernis hängen bleibt. Die Motoren pfeifen dann. Wenn man Ihn nicht abschaltet, dann saugt er die Batterien leer. Die Geräusche vermitteln den Eindruck, dass die Motoren kurz vor dem Durchbrennen sind. Der Roboter scheint sein Hängenbleiben nicht zu bemerken und man fragt sich: "Wie kann der nur so dumm sein". Er wäre sogar so dumm, seine Energiereserven leer zu saugen, unter dem Risiko, bleibenden Schaden zu erleiden.

/*** Deshalb folgende These: Dummheit ist das Nichterkennen von Hindernissen, die den Weg zum Ziel versperren ***/

Manf
03.10.2006, 22:21
Das Beispiel mit den Affen* wäre dann ein Verhalten das nicht dumm ist, das Erkennen von Hindernissen wo keine mehr sind. Als intelligenter würden dann solche Systeme eingeschätzt, die um jeden Preis Fehler vermeiden die durch Aktivität entstehen könnten.

Auch ein Roboter der sich festgefahren hat könnte nach guter Überlegung folgern: Was nützt mir ein voller Akku wenn ich ihn hier der schleichenden Selbstentladung preisgebe.

Nicht eindeutig, aber sicher ein Anlass darüber nachzudenken.
Manfred

http://paper.joerg-rech.com/Studenten/Studienarbeit_Eberle.pdf

* „In einem Käfig leben 10 Affen. Mitten im Käfig steht eine Leiter, an deren Ende eine Banane an einem Draht befestigt wurde. Natürlich versucht sofort einer der Affen, die Banane zu bekommen, indem er auf die Leiter klettert, die Banane ergreift und damit an dem Draht zieht. „In einem Käfig leben 10 Affen. Mitten im Käfig steht eine Leiter, an deren Ende eine Banane an einem Draht befestigt wurde.
Der Draht ist mit einer Bewässerungsanlage des Käfigs verbunden, so dass in dem Moment, in dem der Affe die Banane berührt, alle anderen Affen nass werden. Die Affen verstehen den Zusammenhang zwischen der Banane und der Bewässerung und reißen ihren Kollegen von der Leiter. Ab sofort wird jeder Affe, der versucht auf die Leiter zu klettern, schon im Ansatz daran gehindert, bis irgendwann die Leiter, die Banane und der Draht tabu sind.
Nun wird einer der Affen gegen einen neuen Affen ausgetauscht. Der Neuling versucht natürlich sofort auf die Leiter zu klettern, um die Banane zu bekommen. Er wird aber von seinen Kollegen daran gehindert und versteht nach einiger Zeit, dass auch für ihn die Leiter verboten ist, ohne je die Banane berührt zu haben.
Wird ein Affe nach dem anderen gegen einen neuen ausgetauscht, entsteht irgendwann die Situation, dass niemand mehr weiß, warum die Leiter nicht betreten werden darf, da keiner der Affen erlebt hat, was passiert, wenn man versucht die Banane zu bekommen. Trotzdem bleibt sie tabu. Die verbotene Leiter hat sich als kollektive Mentalität etabliert.
Auch wenn möglicherweise der Mechanismus zwischen dem Draht und der Bewässerung des Käfigs schon lange nicht mehr existiert, kommt niemand auf die Idee, an der Banane zu ziehen. Jeder hinzukommende Neuling wird sofort mit dieser Kultur befruchtet und übernimmt das Verbot, die Leiter zu betreten.“

gast1234
04.10.2006, 00:36
Hallo,

eine mir damals bekannte Schildkröte, übrigens die einzige, dich ich kenne, versuchte oft in einen Spalt zu kriechen, der wenig breiter als ihr Kopf war. Es war offensichtlich, dass es unmöglich war. Trotz vieler erfolgloser Versuche probierte sie es weiter. Sowas kam mir ziemlich dumm vor.
Vielleicht mag sie keine sensorische Tastinformation von der Berührung ihres Panzers mit den Wänden bekommen. Die fehlende Einsicht, dass eine Aktion wohl wieder scheitern wird, wenn sie auch in den 20 Fällen davor nicht erfolgreich war, könnte man vielleicht als dumm bezeichnen, sprich die fehlende Fähigkeit erlebtes zu verarbeiten und sich zu merken. LERNEN

PicNick
04.10.2006, 08:45
Dummheit: Würde sagen, das ist wie mit "Kälte". Technisch ist das ein sinnloser Begriff, es gibt nur Wärme von Null bis juchee.
Es ist IMHO zweckmäßiger, bei "Intelligenz" zu bleiben, die halt ggf. auch Null ist oder nicht vorhanden.
"Dumm" ist eher eine menschliche Wertung, mein' ich.

sast
04.10.2006, 11:48
Nach http://de.wikipedia.org/wiki/Dummheit ist die Dummheit mangelnde bzw. verminderte Intelligenz. Deshalb würde ich PicNick beipflichten, was die Herangehensweise betrifft.

Dummheit (Intelligenz) ist sehr stark davon abhängig was man als Vergleich heranzieht. Man muss die Intelligenz beschränkt auf klar abgegrenzte Bereiche betrachten. Intelligenz zu verallgemeinern ist glaube ich einer der größten Fehler die manche Menschen machen.

sast

PicNick
04.10.2006, 12:36
Wenn ich davon ausgehe, daß Intelligenz "Bottom-Up" enstanden ist (also vom Reflex zum Einstein) , scheint es mir nicht zielführend (wenn auch reizvoll), im technischen Kontext immer wieder "Top-Down" vorzugehen.
("Ich möcht einen intelligenten Roboter haben")
Wenn (z.B) irgendeine Reaktion eines robbys und deren Ergebnis beim nächsten Mal als Variable bei der Entscheidungsfindung herangezogen wird (=lernen) mögen Andere dann darüber befinden, ob das nun intelligent, spontan oder kreativ war. Ich find wie mein Vorredner, daß daß (für uns) eher untaugliche Begriffe sind.

stochri
04.10.2006, 19:30
Nach ein wenig Nachdenken bin ich zu folgender Einsicht gekommen:

Zur Intelligenz gehören 3 Komponenten

ZIEL-ERKENNTNIS-HANDLUNG

Oft werden Menschen als intelligent angesehen, die Sahverhalte schnell verstehen.
Ein Mensch aber, der eine Gefahr schnell erkennt, aber nicht handelt, kann nicht als intelligent bezeichnet werden.

Maximus
04.10.2006, 20:28
ZIEL-ERKENNTNIS-HANDLUNG


Das ist aber viel zu grob. Ich denke eher Intelligenz ist der Weg zu einem Ziel, bzw. etwas als Ziel zu erkennen.

In diesem Zusammenhang sollte man sich fragen, was ist mein Ziel? Sicher nicht in einen Dornenbusch zu springen! Wieso nicht? Als Reaktion darauf passiert etwas negatives -> Schmerzen und positiven Nutzen hat es keinen.
Folglich sind Ziele immer etwas mit einem positiven und nützlichen Ergebnis.

Aber wie kann der Roboter entscheiden ob etwas positiv oder negativ ist? Er bräuchte dazu ja sowas wie Gefühle ...

Ich denke technisch gesehen geht das definieren von positiven/negativen Reaktionen nur per vorgefertigter Datenbank (Da wird die Datenmenge aber relativ schnell, relativ groß).

Ein anderer Ansatz wäre: z.B. der Roboter fährt lange im Zimmer herum und setzt sich nicht als Ziel zur Ladestation zu fahren. Die Reaktion darauf sind leere Batterien. Diese sind aber nicht direkt leer, sonder er bekommt erstmal weniger Strom. Verfolgt man nun den Ansatz eines künstlichen Neuronalen Netzes so könnte dieser schwächere Strom dort die Gewichte entsprechend Verändern, dass der Roboter sich nächstes mal viel früher das Ziel "Ladestation anfahren" setzt.

MFG
Maximus

stochri
04.10.2006, 20:41
Das ist aber viel zu grob.

Stimmt, das ist zu grob, man könnte es so verfeinern

1. Ziel
2. Erkenntnis
- Sensoreinformationen
- Bidlverarbeitung
3. Handlung
- Handlungsplanung
- Ausführung


Aber wie kann der Roboter entscheiden ob etwas positiv oder negativ ist? Er bräuchte dazu ja sowas wie Gefühle ...

Ganz einfach: Dazu braucht er ein Ziel.

1. Alles was in von seinem Ziel fernhält ist negativ.
2. Alles was dazu führt, dass er sein Ziel erreicht, ist positiv.

Ziel-Erkenntnis-Handlung

Gefühl gehört zur Sensorik und damit in den Berich der Erkenntnis. Hält man die Hand ins Feuer, sagt der Temperatusensor zur Hand: rausziehen.

Wenn man eiin komisches Gefühl hat, könnte man es auch als unscharfe Erkenntnis bezeichnen.

PicNick
05.10.2006, 08:52
Werft mir aber nicht emotionale und sensorische Gefühle in einen Haufen.

Maximus
05.10.2006, 17:05
Werft mir aber nicht emotionale und sensorische Gefühle in einen Haufen.

Wieso eigentlich nicht? Man nimmt ja sensorische Daten bei bestimmter emotionaler Lage anders wahr.

Dieses sollte sich jedoch auch ausnutzen lassen, indem bestimmten Erfolg, Misserfolg oder Zielsetzungen die "emotionale" Basis des Roboters verändern und damit bestimmte Sensor Daten eine höhere/niedrigere Prioriät zugeordnet werden, andere ausgeblendet werden und/oder andere Zusammenhänge zwischen den Sensordaten entstehen.

So könnte man die Sensordaten, die z.B. schon von der Zeit abhängig sind (Wie in einem anderen Thread hier im RN schon angesprochen) zusätzlich noch um die Dimension der "Emotionen" erweitern.

Somit hätte man eine 3-Dimensionale Eingabe die in eine Ausgabe umgewandelt werden muss. (Mir fällt da spontan der Begriff "Künstliches Neuronales Netz" ein) Wenn man die Hürde der Umwandlung genommen hat lassen sich sicher auch die komplexen Eingaben in entsprechend komplexe Ausgaben umrechnen -> Der Roboter reagiert flexibler, er scheint intelligenter zu sein.

MFG
Maximus

PicNick
05.10.2006, 18:23
Weiss schon, was du meinst.
Aber wenn ein Temp-Sensor "fühlt", daß es arschkalt ist, ist das sozusagen objektiver Wert,
Wenn er schlecht drauf ist oder frustriert, ändert das die Bewertung so ziemlich aller Sensor Werte.

Also Wert <> Bewertung